Sportplatz
: Eine neue Lust am Angriff

BASKETBALL Die Vorbereitung auf die Saison war schwach. Dass Alba das erste Spiel gegen Bonn mit 96:89 gewinnt, sorgt für Erleichterung

Er will kein Typ sein, der nur an der Seitenlinie rumschreit, hatte Ahmet Caki gesagt. Er sei eher ruhig, zurückhaltend. Irgendwie war das Temperament des neuen Trainers im Hauptfokus gelandet zum Saisonauftakt bei Alba Berlin – vielleicht auch, weil es einer der wenigen Fakten war, die man über den neuen Mann sicher wusste: dass der diplomatisch, dezent, direkt auftretende Türke ein Gegenstück sein würde zu seinem explosiven Vorgänger, Excoach Sasa Obradovic, von dem sich der Club im Sommer nach vier Jahren getrennt hatte. Anders gesagt: Wenn’s mal langweilig ist, kann man sich bei Alba während des Spiels nicht mehr mit dem wütenden Gefuchtel von Obradovic ablenken.

Mitreißend leichtfüßig

Am Samstag aber hatte niemand das Bedürfnis nach zusätzlicher Unterhaltung. Beim 96:89-Auftaktsieg in der heimischen Arena gegen die Baskets Bonn spielte Alba mitreißend und leichtfüßig, ein selbstbewusstes Offensivspiel. Und ein guter erster Auftritt für Caki.

Der neue Coach stand ungerührt am Rand. Die Hände in die Hüften gestemmt, leicht vorgebeugt. Hier mal ein Wort, eine kleine Geste. Er ließ die Mannschaft machen, dirigierte sparsam. Tiefenentspannt.

Das neu zusammengestellte Team schien aus der Ruhe Energie zu ziehen. Es fand immer wieder den Mut zum Risiko, wühlte und kämpfte sich durch ein Spiel, das irgendwann knapper wurde als nötig. Letztlich reichte es zu einem verdienten Auftaktsieg. Ein Pol der Gewissheit nach einer ungewissen Vorbereitung. Alba kann. Und muss nicht tief stapeln.

Das dürfte die Verantwortlichen zu Spielzeitbeginn ein wenig entspannen. Die Fragezeichen, die vor dem ersten Heimauftritt der Berliner standen, waren größer, als mancher zugeben mochte. Sie sind nach dem 96:89-Sieg gegen die schwachen Baskets aus Bonn etwas kleiner geworden.

Mit drei großen Unsicherheiten war Alba in diese Saison gegangen: dem neuen Trainer, der sich schwer einschätzen ließ und auch niemandem den Gefallen tat, seine Arbeit besonders ausführlich einzuordnen. Einer fast völlig neuen Mannschaft mit acht Zugängen und der Frage, wie und ob und wann die zusammengewürfelte Truppe auf dem Spielfeld zusammenfinden würde. Und einer schlechten Vorbereitung, von der man nicht sicher war, wie aussagekräftig und wie schlecht sie denn nun wirklich war.

Nicht alles davon hat sich in Wohlgefallen aufgelöst. Nach einem fast schon berauschenden ersten Viertel mit komfortabler 31:18-Führung und einem ähnlich souveränen Lauf bis zur Halbzeit verloren die Berliner zwischenzeitlich fast völlig die Linie. Das schnelle Passspiel erlahmte. Die Defensive wackelte. Unnötige Fehler, ratlose Blicke auf dem Spielfeld.

Kurzer Blackout

Die Berliner schienen selbst überrumpelt von ihrem eigenen Blackout. Während die Mannschaft um Konzentration rang, holten die Bonner auf, gingen kurz nach der Pause sogar in Führung. „Wir hatten zu viele Ups und Downs“, kritisierte Verteidiger Ismet Akpinar nach der Partie. „Das müssen wir zu Hause halten.“

Die Konstanz sucht man noch bei Alba. Aber seit den Playoff-Auftritten der vergangenen Saison gegen Frankfurt haben die Berliner ihre Kreativität wiedergefunden. Und eine neue Lust am Angriff.

Der neue Ruhepol an der Seitenlinie, Ahmet Caki, resümierte entsprechend, er sei „sehr zufrieden“ mit seinem Team. Offizielles Ziel für die neue Saison ist das Halbfinale der Playoffs.

Die Anhänger in der Arena am Ostbahnhof feierten die angenehme Überraschung: Schließlich verlief der Saisonstart von Alba deutlich geschmeidiger als gedacht. Alina Schwermer