Kaum ein Konto ohne Kosten

Finanzen Zum neuen Jahr verlangen weitere Banken Geld für Girokonten. Kostenloser Service kaum zu finden. Banken sehen sich vor „historischer Herausforderung“

Wer nichts zahlt, darf sein Geld hier nicht parken Foto: imagebroker/okapia

Von Friederike Meier

BERLIN taz | Kunden der Spardabank Münsterland haben Grund zum Ärger: Ab Anfang des Jahres müssen sie für ihre bisher ­kostenlosen Girokonten 4 Euro im Monat zahlen – wer kein regel­mäßiges Einkommen hat, zahlt sogar 6 Euro. ­Allein ­Kunden, die nur Onlinebanking betreiben, zahlen weiterhin nichts. Die Spardabank steht ­damit nicht allein da: Zum Jahreswechsel führten auch die Kreissparkasse Köln und die Spardabanken in Hessen und Hamburg ähnliche Gebühren ein. Andere, wie die Postbank und die HypoVereinsbank, erhöhten sie schon im vergangenen Jahr.

Kostenlose Konten werden immer seltener. Durch die ­niedrigen Zinsen geraten immer mehr Kreditinstitute finanziell unter Druck und führen ­Gebühren ein. „Seit etwa zwei Jahren können wir diesen Trend beobachten, aber im vergangenen Jahr hat er richtig Fahrt ­aufgenommen“, sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest.

Im Dezember 2016 gab es laut einer Untersuchung der Zeitschrift Finanztest von 241 untersuchten Kontenarten nur noch 25, die bedingungslos gebührenfrei waren. 32 Varianten waren zwar kostenlos, aber nur unter Bedingungen. So ist das Girokonto bei der Postbank noch immer gratis, wenn monatlich mehr als 3.000 Euro eingezahlt werden. Die Zeitschrift, die zur Stiftung Warentest gehört, hatte Kontomodelle bei 104 Banken untersucht.

Die Banken begründen die steigenden Preise mit den niedrigen Zinsen: Dadurch könnten sie ihre Dienstleistung nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen. „Vor einer historischen Herausforderung“ stünden die Institute, heißt es auch bei der GLS-Bank, die auf soziale und ökologische Kriterien Wert legt. Die Zinsen auf Sparkonten und Einlagen gingen zurück – genauso wie die Kreditzinsen. Damit sinke auch die Marge, die bisher Haupteinnahmequelle der Bank war.

Das Institut löst das Problem mit einer Gebühr von 5 Euro monatlich oder 60 Euro im Jahr, wie kürzlich auf der Versammlung aller Mitglieder beschlossen wurde. „Pauschalmodelle mit einer monatlichen Grundgebühr sind häufig“, erklärt Backofen von der Stiftung Warentest. Daneben bieten viele Banken auch Konten ohne Grundgebühr an. Dafür kostet es extra, wenn sich Kunden Kontoauszüge in der Filiale ausdrucken oder Überweisungen auf dem Papier dort abgeben wollen. „Das macht es intransparent und schwierig, die Preise zu vergleichen“, so Backofen.

„Wer mehr als 60 Euro im Jahr Gebühren zahlt, sollte sich Alternativen suchen“

Kerstin Backofen, Stiftung Warentest

„Viele Banken schlagen ihren Kunden aufgrund ihrer Gewohnheiten passende Konten vor. Hier sollte man nicht einfach hinnehmen, was die Bank einem sagt“, so Backofen. Es reiche ein Blick auf die letzten Kontoauszüge, um zu wissen: Wie oft hebe ich Geld ab, wie oft brauche ich die Filialen überhaupt?

Kostenlose Konten gibt es oftmals noch als reines Onlinekonto oder bei Direktbanken, die keine Filialen haben. „Bei Kosten über 60 Euro im Jahr sollte man sich nach etwas anderem umschauen“, empfiehlt Backofen.

Weitere 24 Banken haben 2017 vor, ihre Preise zu erhöhen. Sie müssen ihren Kunden acht Wochen vorher Bescheid sagen – wer nicht einverstanden ist, darf ohne Frist und kostenlos kündigen.