heute in bremen
: „Der Preis sagt nichts aus“

Protest Das junge entwicklungspolitische Forum (JEP) verlangt Fairness in der Schokobranche

Sarah Laustroer

:

30, koordiniert das JEP und will junge Menschen für entwicklungspolitische Themen begeistern.

Frau Laustroer, Sie stehen heute in Osterhasenkostüm auf dem Marktplatz. Ist das ein Aprilscherz?

Sarah Laustroer: Nein. Wir wollen mit den Kostümen zwar möglichst viel Aufmerksamkeit gewinnen, der Grund ist jedoch ernst: Die Arbeitsbedingungen in der Schokoladenbranche sind katastrophal und die Leute verschließen ihre Augen davor. Wir wollen die Leute bitten, faire Schokolade zu kaufen, gerade zu Ostern, wenn viel Schokolade gegessen wird.

Was läuft denn schief?

Der Schokoladenmarkt wird von wenigen großen Unternehmen beherrscht, die den KakaobäuerInnen nur sechs Prozent des Verkaufspreises zahlen. Sie erhalten so kein existenzsicherndes Einkommen. Um zu Überleben lassen auch viele ihre Kinder auf den Plantagen mitarbeiten. Das Problem ist, dass die BäuerInnen extrem vom Kakaopreis abhängig sind. Wenn der sinkt, kriegen auch sie noch weniger Geld.

Wie kann die Situation der Arbeitenden verbessert werden?

Die Schokoladenhersteller müssen den BäuerInnen unabhängig vom Weltmarktpreis feste Gehälter zahlen. Diese Löhne müssen so hoch sein, dass die Existenz der Menschen gesichert wird. Außerdem sollen die Unternehmen das Abkommen gegen Kinderarbeit, das sie 2001 unterschrieben haben, auch konsequent einhalten.

Bedeutet teure Schokolade auch bessere Arbeitsbedingungen?

Leider sagt der Preis nichts darüber aus. Ich vertraue da eher auf externe Zertifizierungssysteme wie das Fairtrade- oder das UTZ- Siegel. Da die Zusammenarbeit mit den Siegelgebern Geld kostet, verzichten aber viele große Konzerne wie Hachez darauf. Sie verweisen darauf, dass sie die Arbeitsbedingungen intern überprüfen würden. Das reicht aber nicht. Das JEP fordert deswegen, dass auf der Unternehmenswebseite transparent dargestellt wird, woher der Kakao für die Schokolade kommt.

Wie kann denn Osterschokolade mit gutem Gewissen gegessen werden?

Schokolade ist mittlerweile ein Massenprodukt geworden. Die Deutschen essen jährlich zehn Kilogramm pro Person. Dieser Konsum sollte reduziert werden. Am besten kaufen Sie nur Schokolade mit dem Fairtrade-Siegel. Die Siegelträger zahlen einen garantierten Mindestpreis, Prämien und Bildungsprogramme für die Arbeitenden. Dennoch reicht dieser Mindestpreis noch nicht aus, um die BäuerInnen von der Armut zu befreien.

Interview Vanessa Reiber

Unterschriftensammlung für faire Arbeitsbedingungen, 11 bis 16 Uhr, Marktplatz