Wie war das noch?
: Verständigung fällt aus

Das muslimische Opferfest ist ein guter Anlass, um Gemeinsamkeiten mit Juden und Christen zu unterstreichen. Ein dazu geplanter Empfang am vergangenen Dienstag fiel kurzfristig aus – offenbar aus politischen Gründen

Dass Ditib dem staatlichen Präsidium für religiöse Angelegenheiten untersteht, ist bekannt

Es ist nicht irgendein Anlass: Zum Ende des muslimischen Opferfests hatten die Islamische Religionsgemeinschaft Ditib und der Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg, die Schura, zum gemeinsamen Empfang geladen. Das Opferfest ist eines der höchsten Feste für Muslime, und es dauerte in diesem Jahr vom 31. August bis zum 4. September. Das Opfer, um das es da geht, ist Teil auch jüdischer und christlicher Tradition: die Geschichte vom Vater, der seine Gottesfurcht beweisen soll, indem er den eigenen Sohn opfert; im Alten Testament heißt der Vater Abraham, sein Sohn Isaak, im Koran sind es Ibrahim und Ismael.

Schon vom Theologischen her gibt es also gute Gründe, dieses Fest zum Anlass zu nehmen, will man Verbundenheit über Religionsgrenzen signalisieren. Ditib und Schura wiederum sind zwei jener drei islamischen Verbände, mit denen die Stadt Hamburg im Jahr 2012 einen Staatsvertrag geschlossen hat nach dem Vorbild der Verträge, die es mit den christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinde gibt. Umso folgerichtiger also, dass man am Dienstagnachmittag „Gäste aus Politik, Gesellschaft und Medien“ im Borstelmannsweg 68 begrüßen wollte, wo Hamburgs Ditib ihren Sitz hat. Unter den Geladenen: die Bürgerschafts-Vizepräsidentin Christiane Schneider (Die Linke) und ihre Parteifreundin Cansu Özdemir, eine Hälfte der Fraktions-Doppelspitze.

Am Dienstag um die Mittagszeit dann gelangt ein Gerücht bis in die taz-Redaktion: Der Empfang werde nicht stattfinden, und das habe just mit Cansu Özdemir zu tun. Die Bürgerschaftskanzlei, wo man über Termine des Präsidiums wacht, bestätigt das nach kurzer interner Klärung: Der Termin entfalle. Anfragen bei Ditib und Schura bleiben unbeantwortet. Im Lauf des Nachmittags dann findet sich bei Ditib immerhin jemand, der ans Telefon geht: Da seien Bauarbeiten nicht rechtzeitig fertig worden und also die Räumlichkeiten nicht nutzbar.

Anders stellt es Özdemir dar, gegenüber der taz erst mal eher vorsichtig: Ihre Teilnahme, auch dass sie eine kurze Rede halten würde, das sei alles abgestimmt mit Ditib und Schura. Am Donnerstag dann berichtet das NDR- „Hamburg Journal“ – und kann einerseits mit einer deutlicher werdenden Cansu Özdemir aufwarten: Die Rede ist nun vom langen Arm Ankaras, der nicht in Hamburg wirksam sein dürfe. Und Schura-Vorstand Daniel Abdin sagt vor laufender Kamera, seine Organisation sei vehement gegen die Absage gewesen.

War es also Ditib, wo so entschieden wurde und man so eisern schweigt? Dass die Organisation dem staatlichen türkischen Präsidium für religiöse Angelegenheiten untersteht, ist bekannt. Und es hat sich in dieser Woche ja noch etwas zugetragen, das an den angespannt wirkenden deutsch-türkischen Beziehungen rührt: In Hamburg begann der Prozess gegen einen mutmaßlichen türkischen Spion. Und wer hatte dazu beigetragen, dass es zu diesem Prozess kommen konnte, und war möglicherweise auch selbst Objekt türkischer Ausspähung? Cansu Özdemir. ALDI