Crew des Identitären-Schiffs „C-Star“: Ohne Geld in Barcelona gestrandet

Neonazis hatten ein Schiff für ihre flüchtlingsfeindliche Mission im Mittelmeer gechartert. Nun sitzt die Crew ohne Geld und Essen fest.

Ein Schiff

Die „C-Star“ hieß mal „Suunta“ und war wohl ein schwimmendes Waffenlager. Jetzt liegt sie in Barcelona Foto: dpa

BERLIN taz | Nach einer langen Irrfahrt und einer knappen Woche Nerverei im Mittelmeer hinterlässt die flüchtlingsfeindliche Mission „Defend Europe“ noch mehr Leid. Die Crew des Schiffes, das von der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ gechartert wurde, ist nun in Barcelona gestrandet. Laut dem Katalanischen Roten Kreuz wurde die Crew nicht bezahlt und hatte kein Geld, um Treibstoff, Essen oder Wasser zu kaufen. Seitdem wird es vom Roten Kreuz versorgt und durfte Anfang Oktober aus humanitären Gründen in Barcelona anlegen.

Laut dem Katalanischen Roten Kreuz sind noch acht Crew-Mitglieder an Bord. Ende September habe die Organisation zwei Mal das Schiff versorgt: zunächst mit Wasser, Essen und warmer Kleidung und dann mit 90 Litern Wassern und mehr als 30 Kilo Essen. Die Crew sei komplett aus Sri Lanka und in einem schlimmen gesundheitlichen Zustand.

Sie seien erschöpft und hätten den Wunsch geäußert an Land zu gehen, um heimzukehren. Die internationalen Transportarbeiter-Gewerkschaft ITF dementierte gegenüber der taz einen Bericht des Kurier, demzufolge die Männer Asyl in Spanien beantragt haben. Die Gewerkschaft kümmert sich nun ebenfalls um die Belange der Crew.

Die rechtsextreme Identitäre Bewegung hatte im Juni mit einer Crowdfunding-Kampagne Geld gesammelt, um nach eigenen Angaben Seenotretter im Mittelmeer zu blockieren. Im Juli wurde das Schiff am Suez-Kanal und in Zypern aufgehalten, wo Kapitän und Besitzer der C-Star wegen des Vorwurfs des Menschenschmuggels vorübergehend festgenommen wurden. Fünf sri-lankische Crew-Mitglieder beantragten dort Asyl. Erst Mitte August begann der Einsatz des Schiffes und dauerte kürzer als eine Woche.

Später konnte das Schiff keinen Hafen in Tunesien anfahren, weil Aktivisten dies verhinderten. In Spanien verbot die katalanische Regierung dem Schiff, einen Hafen anzusteuern. Einmal musste sich das Schiff als manövrierunfähig melden, weil der Motor ausgefallen war. Bei einer Pressekonferenz Mitte August nannten die Neonazis ihre Fahrt dennoch als „unbestreitbaren und totalen Erfolg“ und lobten die Unterstützung durch „berühmte politische Figuren wie Nigel Farage und Frauke Petry“.

Von wem wurde die Crew betrogen?

Ein Sprecher der ITF fand andere Worte für die Irrfahrt: „Diese sogenannte Mission begann als Farce, lief wie eine Farce ab und nun ist sie als Farce geendet.“ Die Neonazis hätten die Crew im Stich gelassen, die nun von den Organisationen versorgt würden, die „Defend Europe“ kritisieren wollte.

Das Identitären-Mitglied Martin Sellner, der Teil von „Defend Europe“ war, sagte auf Twitter: „Wir haben [die Crew] nicht im Stich gelassen. Wir haben nach Ende unserer bezahlten Charter das Schiff verlassen.“ Möglich ist, dass die Neonazis zwar für das Schiff bezahlten, das Geld aber vom Besitzer nicht weitergeleitet wurde.

Recherchen des antirassistischen Portals „Hope Not Hate“ zufolge, wurde der Schiffsbesitzer Sven Tomas Egerstrom 2002 in Schweden wegen Betrugs verurteilt und verbrachte zwei Jahre in Haft. Seitdem soll er bewaffnete „Sicherheitsteams“ für Schiffe vermittelt haben. Die C-Star selbst war offenbar unter ihrem früheren Namen „Suunta“ ein schwimmendes Waffenlager.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.