Nur vermeintlich friedlich

Hunderte beteiligen sich am „Marsch für das Leben“. Es kommt zu Holocaust-Verharmlosung und einem Angriff auf die Presse

Von Nicole Opitz

Aus ganz Deutschland kamen sie zum „Marsch für das Leben“ nach Berlin. Zwischen 1.000 und 3.000 Menschen nahmen am Samstag an der Demonstration teil. Ein starker Gegenprotest störte immer wieder die Veranstaltung der Anti-Choice-Bewegung.

Der „Marsch für das Leben“ setzt sich gegen Schwangerschaftsabbrüche und gegen assistierten Suizid ein. Auch Rechte werden offenbar geduldet. Auf der Thema waren unter anderem Schriftzüge wie „Stoppt den Babycaust“ oder „the world government“ zu sehen. Die Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Alexandra Linder, sagte bei der Kundgebung: „Wenn es uns nicht gäbe, gäbe es manche Gesetze nicht. Werbung für Abtreibung ist jetzt erlaubt. Das macht keinen Unterschied.“ „Unsere Forderung: flächendeckende Hilfe statt flächendeckende Abtreibung.“ Unerwähnt lässt sie, dass mit dem Paragrafen 218 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland verboten sind. Später sprechen der CDU-Abgeordnete Hubert Hüppe, der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch, der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und die Hebamme Sarah Göbel, die der Überzeugung ist, dass man nur „die Not der Frauen“ erkennen müsse, dann würde sich in „99 Prozent der Fälle die Frau gegen eine Abtreibung entscheiden“.

Beim Gegenprotest kritisiert Mandy Mangler: „Als Gynäkologin werde ich kriminalisiert, wenn ich einen Abbruch durchführe. Die Frau auch. Das geht nicht.“ Mangler spricht als Teil des Gegenprotests vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung. Etwa 200 Menschen haben sich auf dem Pariser Platz versammelt, Dabei sind auch die Omas gegen Rechts, die Grünen und der DGB. Auch das queerfeministische Bündnis „What the Fuck“, beteiligte sich am Protest. Ihnen gelingt es immer wieder, den „Marsch für das Leben“ zu stören.

Inklusion ist den „Lebensschützern“ angeblich wichtig. Bei den Teil­neh­me­r:in­nen des Marsches ist dies fraglich. Gleich zu Anfang der Demonstration kommt es zu einer Auseinandersetzung am Hotel Adlon. Ein Mann ruft „Motherfuckers“, ein Demonstrierender erwidert: „Benimm dich mal, hat deine Mutter dir beigebracht, so zu reden?“ Daraufhin beleidigt er den Hotelbesucher behindertenfeindlich. Jörg Reichel, Geschäftsführer der dju von Verdi Berlin-Brandenburg, berichtete auf Twitter zudem von einem Angriff auf einen Journalisten. Ein Teilnehmer soll zu einem Schlag gegenüber einer Kamera ausgeholt haben.