Eritrea-Festival: Absage nach Schlägereien

Nach Protesten wurde das umstrittene Eritrea-Festival in Gießen von der Polizei abgesagt

Von Marina Mai

Das umstrittene „Kulturfestival“, das nach Meinung von Kritikern ein Diktaturfest der eritreischen Militärdiktatur in Gießen gewesen wäre, fiel am Samstag doch aus. Grund dafür waren Gegenproteste von rund 200 eritreischen Jugendlichen in den Messehallen Gießen, in denen die Veranstaltung stattfinden sollte.

Nach Angaben des Kommunalpolitikers Klaus-Dieter Grothe (Grüne) hätten die Protestierenden noch vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung um 20 Uhr das Festivalgelände in den Messehallen Gießen gestürmt. „Es fuhr eine große Zahl von Polizeikräften und auch einzelne Rettungsfahrzeuge in die Messehallen. Sie haben die Diktaturanhänger von den Protestlern getrennt und das noch nicht begonnene Fest abgebrochen“, so Grothe. Er vermutet, dass es Schlägereien zwischen den Protestlern und den Festivalveranstaltern gab, die Polizei hätte Personalien der Akteure beider Seiten aufgenommen.

Das bestätigte die Polizei Gießen in einer Pressemitteilung. Demnach gab es Angriffe mit Stöcken, Eisenstangen und Messern auf Aufbauhelfer des Festivals. Weiter heißt es, dass die „eingesetzten Polizeikräfte mit Steinen beworfen wurden – die Kräfte setzen Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die Angreifer ein“. Mehrere Personen beider Seiten sollen festgenommen worden sein. Die Polizei ordnete schließlich die Absage des eritreischen „Kulturfestivals“ an. Wie die taz berichtet hatte, wollte sich die eritreische Militärdiktatur in Gießen am Samstag von ihren hier lebenden Anhängern feiern lassen. Dazu hatte sie Hassprediger und -sänger eingeladen. Gegner hatten damit gerechnet, dass unter in Deutschland lebenden Eritreern Soldaten für den äthiopischen Bürgerkrieg rekrutiert werden sollten und dass die Diktatur Gelder einsammeln wollte, die in die Kriegskasse fließen sollten. Eritrea ist faktisch eine Kriegspartei im äthiopischen Bürgerkrieg. Ein Antrag der Diktaturgegner an die Stadt Gießen, das Fest zu verbieten, war am Freitagabend aus formalen Gründen vor dem Verwaltungsgericht gescheitert.

Klaus-Dieter Grothe und der grüne Bundestagsabgeordnete Boris Mijatović hatten sich bereits am Samstagnachmittag einem Demonstrationszug von rund 220 eritreischen Gegendemonstranten, die nicht mit den Protestlern in den Messehallen identisch waren, durch die Stadt Gießen angeschlossen.

Das Eritrea-Festival, das seit 2011 in Gießen fast jährlich veranstaltet wird, habe nach der Aussage des von Boris Mijatović eine „traurige Tradition“.