Anja Krüger über Vereinfachungen für private Solaranlagen
: Solarindustrie wieder aufbauen!

Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder am Balkongeländer sind eine feine Sache: Sie sind ein Beitrag zum Klimaschutz, auf Dauer gesehen kostensparend und gewährleisten eine gewisse Autarkie. Wer seinen Strom selbst produziert, wird ihn wahrscheinlich wertschätzen und nicht verschwenden. Immer mehr Menschen wollen eine Solaranlage, das zeigt die hohe Nachfrage. Und viele wollen sie zwar im Prinzip, schrecken aber vor dem vielen Papierkram zurück, der damit verbunden ist. Deshalb ist es gut, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die häusliche Stromerzeugung entbürokratisieren will. Jeder Antrag, der nicht ausgefüllt werden muss, jede Genehmigung, die entfällt, jedes Steuerformular, das überflüssig wird, bringt die Energiewende ein Stückchen weiter voran.

Mit der Entbürokratisierung alleine ist es allerdings nicht getan. Ei­gen­tü­me­r:in­nen von Solaranlagen müssen ihren nicht zum eigenen Verbrauch produzierten Strom auch zu einem guten Preis ins Netz speisen können. Habeck muss mit der Reform dafür sorgen, dass privates Stromproduzieren wirklich einfach und lukrativ und so zu einem Massenphänomen wird. Wenn das gelingt, ist viel gewonnen.

SPD und FDP könnten allerdings dafür sorgen, dass bei einem weiteren, vielversprechenden Vorhaben ein Gang zurückgeschaltet wird: dem Wiederaufbau der heimischen Solarindustrie, für die eine massive staatliche Subventionierung erforderlich ist. Denn nicht nur Formulare und Anträge verleiden Interessierten die hausgemachte Energieproduktion, auch die langen Warte- und Lieferzeiten für die Anlagen. Die Nachfrage ist höher als die Kapazitäten von Herstellern und Lieferanten. In der Regierungszeit von Angela Merkel wurde die gut funktionierende heimische Solarindustrie zerstört. Diesen Fehler zu korrigieren wird sehr teuer – wäre aber gut investiertes Geld. Angesichts der enormen Strommengen, die in Zukunft gebraucht werden, ist es fatal, die Produktion und Weiterentwicklung dieser Technik weiterhin außereuropäischen Akteuren zu überlassen und auf Importe zu setzen.

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