Klatsche zum Saisonbeginn für den VfL: Osnabrück lernt Schwarzbrot essen

Noch brennt in Osnabrück die Begeisterung über den Aufstieg des VfL. Jetzt aber gab es erstmal eine 2:3-Niederlage gegen den Karlsruher SC.

Osnabrücks Torschütze Erik Engelhardt feiert seinen Treffer zum 1:1 mit Bashkim Ajdini, Lukas Kunze und Noel Niemann

Kurze Verschnaufpause: VfL-Torschütze Erik Engelhardt (M.) feiert seinen Anschlusstreffer zum 1:1 Foto: Friso Gentsch/dpa

OSNABRÜCK taz | Der VfL Osnabrück ist die Drama-Queen des deutschen Fußballs: Mit einem Tor in der 96. Minute war dem Verein in letzter Sekunde der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelungen, was in Südwest-Niedersachsen eine exorbitante Euphorie auslöste. Am Samstag nun begann mit dem ersten Spieltag der neuen Saison der Alltag – mit einer niedersächsischen Niederlage gegen den Karlsruher SC.

Die Euphorie indes scheint erst mal ungebrochen, was sich unter anderem an dem Ansturm auf die Dauerkarten zeigt. „Alle, die etwas mit dem VfL zu tun haben, tragen diese Euphorie in sich“, sagt Sportdirektor Amir Shapourzadeh der taz. Das gelte auch für ihn selbst und sowohl die Spieler, die den Aufstieg selbst miterlebt haben, also auch für jene zehn Neuen, die dazu gekommen sind, führt der 40-Jährige aus.

Einen Aufstieg könne man natürlich nicht planen, sagt Shapourzadeh. „Aber wir haben uns während der vergangenen Saison immer wieder mit verschiedenen Szenarien beschäftigt, stets den Markt beobachtet, um auf alles vorbereitet zu sein.“

Der Euphorie entfachende Spielstil soll auch in der nun beginnenden Zweitligasaison beim VfL Osnabrück die Matchpläne bestimmen. „Wir wollen unserer Philosophie und unserer aktiven und offensiven Spielidee treu bleiben“, sagt Shapourzadeh. Dies gelte insbesondere für die Heimspiele an der Bremer Brücke. Dafür brauche es eine gewisse Breite im Kader: „Wir haben Jungs verpflichtet, die Qualität haben und die Werte des Vereins teilen.“

Viele bewährte Spieler

In der Vergangenheit ist es dem VfL gelungen, Spieler unter Vertrag zu nehmen, die aus der Regionalliga kamen und sich in Osnabrück weiterentwickeln konnten – was sich auch für andere Aufgaben qualifizierte: Jüngste Beispiele sind Ba-Muaka Simakala und Sven Köhler, die nun bei Holstein Kiel beziehungsweise Odense BK spielen.

„In den vergangenen zwei Jahren waren 70 Prozent unserer Transfers Spieler aus der Regionalliga oder welche, die anderswo gescheitert sind“, sagt Shapourzadeh. Dass solche Spieler Ablösesummen generieren, sei nicht garantiert. Aber diesen Weg wolle man weiter gehen.

Beim ersten Heimspiel am Samstag standen sieben Spieler in der Startelf, die auch in der vergangenen Saison zum Kader gehört haben. Davon konnten lediglich drei schon Zweitliga-Erfahrung aufweisen. Das sah auf Seiten der Karlsruher ganz anders aus: Die Mannschaft des KSC besteht aus gestandenen Zweitliga-Profis, von denen einige auch Einsätze in der Bundesliga vorweisen können. Mit Lars Stindl hatte man zudem einen Spieler in den Reihen, der auf 376 Erstliga-Spiele kommt.

Den VfL feuerten seine Fans im ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke euphorisch an. Und doch erhielt die Mannschaft schon nach einer Spielminute einen Dämpfer: KSC-Mittelfeldspieler Marvin Wanitzek stand frei im Strafraum nutzte die Gelegenheit zum Führungstreffer.

Wie aus dem Nichts fiel der abermalige Führungstreffer für die Karlsruher

Das wollte der VfL, vor allem aber seine Anhänger, nicht auf sich beruhen lassen. Auf den Rängen und auf dem Platz wurde darum gekämpft, die Premiere nicht ins Wasser fallen zu lassen. Das zeigte Wirkung: In der 13. Minute glich VfL-Mittelstürmer Erik Engelhardt aus, der den Vorzug vor den Neuzugängen Kwasi Wriedt und John Verhoek erhalten hatte.

Es zeigte sich aber auch, wie wichtig Erfahrung in der 2. Liga ist: Robert Tesche, ehemals Bundesligaspieler beim VfL Bochum und dem HSV, brachte die nötige Ruhe ins Spiel und lenkte es aus dem Mittelfeld. Wie aus dem Nichts fiel dann aber der abermalige Führungstreffer für die Karlsruher – wieder Wanitzek.

In der zweiten Halbzeit hatte der KSC das Spiel im Griff. Nach einer guten Stunde wechselte Osnabrücks Trainer Tobias Schweinsteiger mit Wriedt und Charalambos Makridis Zweitliga-Erfahrung ein – und impfte dem VfL-Spiel neues Leben ein. Durch energisches Nachsetzen erkämpfte der bullige Stürmer Wriedt, aus Kiel nach Osnabrück gekommen, einen Eckball, den Tesche einköpfte.

Dass der VfL kurz danach nicht wieder in Rückstand geriet, war den Paraden des VfL-Torwarts Lennart Grill zu verdanken. Drei Minuten vor Schluss war er jedoch machtlos, als Dzenis Burnic einen Sonntagsschuss versenkte.

Bittere Niederlage

Der VfL Osnabrück kassierte eine bittere Niederlage und zahlte Lehrgeld. Die Karlsruher traten souveräner auf, hatten aber auch Glück mit ihren Toren. Die Erfahrung und die Cleverness der Südbadener machte sich bezahlt.

Für den VfL steht jetzt erst mal an, mit einem Plan und solider Arbeit zu bestehen: „Auch in der 3. Liga waren wir in der Etat-Tabelle nur Mittelmaß“, sagt Shapourzadeh. „Daher wird es jetzt wieder nötig sein, mutige Entscheidungen zu treffen.“ Der VfL-Sportdirektor schaut aber auch in die Zukunft. In fünf Jahren, so hofft er, werde der VfL Osnabrück ein etablierter Zweitligist mit einer soliden Infrastruktur sein.

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