Verklappung unter Protest

In Fukushima beginnt die Einleitung des Kühlwassers aus der Reaktorruine ins Meer. In Japan und auch international gibt es Kritik an dem Vorgehen

Begleitet von Protesten, hat in Japan die umstrittene Einleitung gefilterten und verdünnten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer begonnen. Der Betreiberkonzern Tepco pumpte am Donnerstag den ersten Schub aufbereitetes Wasser in einen hierfür in den Pazifik gebauten, einen Kilometer langen Tunnel.

Im AKW Fukushima Daiichi war es am 11. März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu mehreren Kernschmelzen gekommen. Die zerstörten Reaktoren müssen seither weiter mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1.000 Tanks aufgefangen wird – inzwischen haben sich dort 1,34 Millionen Tonnen Kühlwasser gesammelt.

Eine Gruppe Bürger demonstrierte nahe der Anlage mit Transparenten und Sprechchören gegen die Verklappung. Auch China reagierte wütend: „Das gewaltsame Einleiten in den Ozean ist ein extrem egoistischer und unverantwortlicher Akt, der das globale öffentliche Interesse missachtet“, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Peking. China stoppte die Einfuhr von Fischereiprodukte aus Japan, wie der Staatssender CCTV unter Berufung auf die Zollbehörde in Peking berichtete.

Vor der Verklappung wird das belastete Kühlwasser zwar aufbereitet, das Filtersystem kann aber das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Tepco verdünnt das Wasser daher so weit mit Meerwasser, dass die Tritiumkonzentration auf 1.500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspreche. Die Konzentration habe vor der Einleitung am Donnerstag zwischen 43 und 63 Becquerel pro Liter betragen. Über die nächsten 17 Tage werde man rund 7.800 Tonnen ins Meer leiten. Am Ende des bis März laufenden Geschäftsjahr sollen es insgesamt 31.200 Tonnen sein.

Japan verdünne das Kühlwasser einfach so lange mit Meerwasser, bis entsprechende Grenzwerte eingehalten würden, kritisierte die Ärzteorganisation IPPNW. Die Gesamtmenge an radioaktiven Eintrag ins Meer bleibe dabei aber erhalten und sei ein anhaltendes Gefahrenpotenzial, so IPPNW-Arzt Jörg Schmid. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigten, dass auch niedrige Strahlungsmengen zu Schäden der Gesundheit führen können. (dpa)