Lokführerstreik der GDL: Sie müssen nerven

Der Lokführerstreik der GDL löst Frust aus. Soll er auch, denn bei der Bahn wird nur der Chef großzügig bezahlt. Die Bahn kann durch diesen Streik nur attraktiver werden.

Eine Taube auf einem nächtlichen Bahnsteig

Gurr: Taube am Bahnsteig des Erfurter Hauptbahnhofs: am 15.11. um 22.00 Uhr begann die GDL ihren Streik Foto: Jacob Schröter/imago

Am Donnerstag dürften viele Bahnreisende über den Streik geflucht haben. Dabei sollten sie sich weniger über die Lokführergewerkschaft GDL aufregen, sondern vielmehr über die Konzernführung der Deutschen Bahn. Denn diese ist nicht nur schuld daran, dass man sich auch sonst kaum auf die Bahn verlassen kann. Bei ihr liegt auch die Verantwortung für den Streik.

Natürlich ist die GDL der Konzernführung lästig. Mit rund 10.000 Beschäftigten organisiert sie weitaus weniger Angestellte als die Konkurrenzgewerkschaft EVG. Dafür ist die GDL weitaus kämpferischer und bekannt dafür, dass sie schneller streikt. Es war ein Fehler der Deutschen Bahn, bei der ersten Gesprächsrunde Verhandlungen zu Arbeitszeitverkürzungen auszuschließen. Sie stieß die GDL damit unnötig vor den Kopf.

Die Ma­na­ge­r*in­nen müssten eigentlich wissen, dass Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auch im Interesse des Konzerns liegen. Denn nur wenn sich Ar­beit­ge­be­r*innen attraktiv machen, finden sie genügend Personal. Und auch bei der Deutschen Bahn wird dies immer mehr zu einem Problem: Regelmäßig muss sie deshalb Züge ausfallen lassen.

Das ist nicht wirklich überraschend, wenn man sich die Arbeitsbedingungen der Lok­füh­re­r*in­nen genau anschaut: Sie tragen eine hohe Verantwortung, dass es auf den Schienen des Landes zu keinen Unfällen kommt, müssen Schichtdienst schieben und auch an Sonn- und Feiertagen Züge durchs Land fahren.

Dafür verdienen sie unterdurchschnittlich. Lok­füh­re­r*in­nen gehen im Schnitt mit 3.120 Euro brutto (ohne Zuschläge) nach Hause. Das sind 980 Euro beziehungsweise ein Viertel weniger als das Durchschnittsgehalt in Deutschland.

Da ist es kein Wunder, dass die Lok­füh­re­r*in­nen ihre Arbeit niederlegen und streiken. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel die Konzernspitze verdient. Bahn-Chef Richard Lutz ging vergangenes Jahr inklusive Boni mit 2,24 Millionen Euro nach Hause. Das war doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Vielleicht sollte sich die GDL bei ihren Forderungen mal an diesen Gehaltssteigerungen orientieren.

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