Vom MDR zu einer Radio-Holding: Boris Lochthofen verlässt MDR

Der Direktor des MDR-Landesfunkhauses in Thüringen, Boris Lochthofen, macht sich vom Acker. Er wird wohl nicht der neue MDR-Intendant. Wohin geht's nun?

Boris Lochthofen lächelt in die Kamera

Boris Lochthofen verlässt den MDR zum Jahresende Foto: Christopher Schmid/MDR/ARD/dpa

Jetzt ist schon wieder was passiert. Boris Lochthofen macht sich beim MDR vom Hof. „Oh nee, nicht schon wieder dieser Spruch!“, sagt die Mitbewohnerin. „Er hat da bestimmt mehr verdient.“ 2016 wurde er mit gerade mal 40 Landesfunkhausdirektor in Erfurt, wo dringend eine Frischzellenkur nötig war.

Und das ohne allen öffentlich-rechtlichen Stallgeruch. Nee, der smarte Schnellsprecher kam vom privaten Radio. Genauer gesagt, auch noch vom sächsischen Privatsender PSR. Wer da allerdings spröde Provinz vermutete, lag mächtig falsch.

Der Sohn des legendären Thüringer Allgemeine-Chefredakteurs Ser­gej Locht­ho­fen verkörpert schönstes Bildungsbürgertum, kann bei allem Intelligenzlersprech aber auch gnadenlos Gebrauchtwagen verkaufen und Björn Höcke Paroli bieten. (Offenlegung: Ich kenne Boris, habe selbst bei der TA volontiert, und beim MDR war er auch mal mein Chef.)

Weil Boris Erfurt schon ziemlich lange kennt und nicht der nächste MDR-Intendant wird, geht er jetzt zur Teutocast. Das klingt erst mal schwer nach Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald. Ist es aber nicht. Sondern eher eine Heimkehr nach Leipzig. Nicht zu Hermann, der Mensch heißt Erwin. Und hört auf den Nachnamen Linnenbach.

Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald

Linnenbach hat früher für die Privatradioholding Regiocast Senderbeteiligungen gesammelt wie andere Leute Briefmarken. Dazu gehörte auch PSR, wo Lochthofen mal selbst in der Geschäftsführung war.

Mit der Teutocast, wo er nun neben Linnenbach als Mitgesellschafter einsteigt, wollen die beiden es noch mal so richtig wissen. Hier sollen „klassische Radioprogramme und modernen Audioangebote“ verschmelzen. Und allen Ernstes nennt Teutocast das „Smart Raudio“. Sie haben aber auch schon ’ne Stelle für ’ne Mar­ke­ting­ma­na­ge­r*in ausgeschrieben.

Lochthofen erdet seine Antenne

In Leipzig kommt der smarte Raudi bestimmt gerade richtig. Schon bei der Regiocast hatten sie ja mit dem digitalen Fußballradio 90elf einfach mal gezeigt, was alles geht, wenn man mal macht. Sämtliche Spiele der ersten Liga liefen parallel und live auf einer Frequenz, die dafür einfach ein bisschen aufgesplittet wurden. Bis die Liga dann noch mehr Kohle haben wollte und die Audio­übertragungslizenz im Jahr 2013 woanders hinreichte.

Ab dem neuen Jahr erdet Locht­hofen seine Antenne also wieder da, wo alles anfing. „Wenn Coming Home durch ’ne positive Weiterentwicklung bei der privaten Holding so beflügelt, dann kann es für Boris auch Welcome Back zum Öffentlich-Rechtlichen nach einer gelungenen Auftrag- und Strukturoptimierung als erster Gesellschaftsvorsitzender der ARD Holding heißen“, sagt die Mitbewohnerin.

Obwohl, wirklich angefangen hatte er ja bei der Veranstaltungstruppe von S-WOK, dem sächsisch-westfälischen Organisationsbüro für Kommunikation. Was dann wirklich Teutoburger Wald ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.