Medikamente für Gaza: Billiger Deal für die Hamas

Die Strategie der israelischen Regierung ist gescheitert, das Abkommen nur ein Versuch, darüber hinwegzutäuschen.

Eine Gruppe von Menschen protestiert mit Schildern und israelischer Flagge

Angehörige der Geiseln protestieren dagegen, dass humanitäre Hilfe in den Gazastreifen geschickt wird Foto: Leo Correa/ap/dpa

Man sollte meinen, dass alles, was Bewegung in den festgefahrenen Krieg zwischen Israel und der Hamas bringt, nur gut sein kann. Doch der Dienstagnacht von Katar und Frankreich vermittelte Deal, dass Medikamente für die Geiseln und humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in den Gazastreifen gebracht werden sollen, ist alles andere als ein Grund zum Jubeln.

Er zeigt nur einmal mehr, wie hoffnungslos die Situation der Geiseln ist. Der Unmut in der israelischen Gesellschaft wächst, je verzweifelter die Familienangehörigen werden – und mit jedem weiteren Tod einer Geisel, der vermeldet wird. Der einzige Weg, die Entführten frei zu kriegen, sei militärische Härte, heißt es weiterhin aus der Regierung. Doch nichts deutet auf die Richtigkeit dieser Aussage hin. Israel ist mit seiner bisherigen Strategie gescheitert. Der Medikamentendeal ist ein billiger Versuch, dies zu kaschieren.

Für die Hamas ist er ein Zugeständnis, durch das sie nichts verliert, aber einiges gewinnen könnte. Sie erhält Medikamente für die palästinensische Zivilbevölkerung – unter der Bedingung, dass im Gegenzug auch den Geiseln welche gegeben werden. Doch gibt es irgendeine Garantie, dass die Medizin tatsächlich zu den Geiseln gelangen wird? Darüber ist nichts bekannt.

Keine Garantie, dass Medikamente ankommen

Ebenso unsicher ist, ob ausschließlich Medikamente geliefert werden. Denn der Deal sieht vor, dass die Lieferung, die am Mittwochmorgen in katarischen Flugzeugen in Ägypten gelandet ist, ohne Sicherheitscheck durch Israel die Grenze in den Gazastreifen passieren darf.

Für die Hamas ist es wohl ein strategischer Versuch, Kompromissbereitschaft zu zeigen und Goodwill der internationalen Öffentlichkeit zu gewinnen. Denn die Hamas will auch am „Tag danach“ eine Rolle in Gaza und in der palästinensischen Politik spielen. Einer der zentralen Vorschläge von palästinensischer Seite für die Zeit nach dem Krieg ist die Wiederbelebung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) – mit der Hamas als Mitgliedspartei.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1979, Auslandsredakteurin, zuvor von 2019 bis 2023 Korrespondentin für Israel und die palästinensischen Gebiete.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.