Neuer Investor für Hamburger Elbtower: Scholztower wird zum Luftschloss

Auf die Pleite des Hamburger Elbtower-Eigentümers folgt eine scheinbar attraktive Lösung: Ein Investor will den Turm für Wohnraum fertigstellen.

Kran vor der Rohbau des Elbtowers

Muss ja gar nicht Bürofläche werden: Rohbau des Elbtowers in Hamburg Foto: Christian Charisius/dpa

HAMBURG taz | Dass es in Hamburg an Wohnraum mangelt, macht eine am Dienstag lancierte Idee auf den ersten Blick umso attraktiver: Nachdem am Freitag auch das Tochterunternehmen der österreichischen Signa-Gruppe für den Bau des Elbtowers Insolvenz angemeldet hatte, kündigte der Berliner Immobilienbesitzer und Hotelbetreiber Alexander Skora großspurig eine „neue Vision für ein städtisches Wahrzeichen“ an. Er möchte den bislang rund 100 Meter hohen Rohbau übernehmen, nicht jedoch wie ursprünglich anvisiert vollenden, sondern die „Neuplanung zur Umwandlung des Bauwerks in ein Wohnhaus“ voranbringen. So entstünde ein „Mehrwert für die Stadt und ihre Bewohner“, Skora spricht gar von einem „zukunftsweisenden Wohnprojekt“.

Bislang sollten nach der Fertigstellung auf den rund 150.000 Quadratmetern ein Hotel mit Restaurant, Gästeappartements, Fitness- und Wellnessbereiche sowie weitere teils öffentliche Einrichtungen unterkommen. Vor allem aber sollten Büroflächen entstehen. Wohnungen waren seitens des Signa-Unternehmens nicht vorgesehen, wegen des Lärms der vielbefahrenen Elbbrücken. Ob diese Pläne realisiert werden, war allerdings schon vor Skoras Ankündigung fraglich, spätestens seit dem Baustopp im vergangenen Oktober.

Um zu untermauern, dass es ihm ernst ist, hat Skora die Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Torsten Martini von der Kanzlei Görg, dem Architekten Christoph Felger vom renommierten Büro David Chipperfield und Heskel Nathaniel angekündigt.

Ersterer ist bei einer Vielzahl insolventer Unternehmen aus dem Signa-Reich des Österreichers René Benko als Insolvenz­verwalter im Einsatz und seit Montag für den Elbtower-Eigentümer zuständig. Von Christoph Felger stammt der Entwurf für das 245 Meter hohe Gebäude an den Hamburger Elbbrücken. Und Nathaniel ist Geschäftsführer des Berliner Immobilieninvestors Trockland. Mit ihnen überprüfe Skora derzeit die „Option einer Fertigstellung“.

Skora will vielleicht gar nicht höher bauen

Wie genau diese Option aussehen könnte, ist im Detail noch unklar. Für Nachfragen war Skora am Dienstag nicht zu erreichen. Aus seiner Mitteilung ist herauszulesen, dass er nicht unbedingt im Sinn hat, höher als bislang fertiggestellt weiterzubauen: Seine Idee ziele vielmehr „darauf ab, den bestehenden Rohbau des Elbtowers“ in ein Wohngebäude umzuwandeln. Architekt Felger solle diese Umwandlung nun planen. Eine Anfrage an Felger, ob er das tatsächlich vorhat, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Dass Skoras Idee umgesetzt wird, ist unwahrscheinlich – und auch nicht wünschenswert: Schon rechtlich ist eine Umsetzung kaum durchzuziehen, weil die genehmigte Nutzungsplanung keinen Wohnraum wegen der Lärmemissionen vorsieht. Da es in Hamburg besonders an bezahlbarem Wohnraum mangelt, dürfte Skoras Idee ohnehin kaum Abhilfe schaffen: Allein der Grundstückskauf hatte die Signa-Tochter bereits 122 Millionen Euro gekostet, was im Fall einer Fertigstellung von Wohnungen hohe Einnahmen verlangen würde.

Dass da ein seriöser, gar sozialer Unternehmer voranprescht, darf bezweifelt werden

Und dass da ein seriöser, gar sozialer Unternehmer voranprescht, darf ebenfalls bezweifelt werden – Skoras Vorhaben waren schon häufiger hochtrabend und scheiterten teils brachial. Mit den libertären „Berlin Brains“ etwa wollte er „der Hauptstadt die Zwangsjacke ausziehen“ und zur Bürgermeisterwahl 2021 antreten.

Vorgeblich gänzlich „ideologiefrei“ versprach er, die Wartezeiten in der Berliner Verwaltung von sechs Wochen auf sechs Sekunden zu verkürzen, zehn Privatschulen „für alle talentierten Kinder“ zu öffnen und Drogendealer aus den öffentlichen Parks zu verscheuchen. Das Vorhaben scheiterte frühzeitig, weil der Landeswahlausschuss die Partei nicht zur Wahl zuließ. Auch als die Fluggesellschaft Air Berlin 2017 pleiteging, bekundete er erst öffentlich sein Interesse, verlor aber die Lust.

Die seit Wochen hochgehaltene Hoffnung des Hamburger Senats auf eine privatwirtschaftliche Lösung für das Prestige-Projekt bleibt so wohl vorerst bestehen.

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