Kundgebung in Berlin: Fehlstunde gegen die AfD

In Hellersdorf protestieren Schü­le­r*in­nen mehrerer Schulen gegen Nazis. Einige Schulleitungen stellen sie dafür frei, andere notieren ihre Abwesenheit.

Schülerinnen demonstrieren gegen Rechts in Hellersdorf

Für einige hier die erste Demo: Schü­le­r*in­nen protestieren gegen die AfD in Berlin-Hellersdorf Foto: Uta Schleiermacher

BERLIN taz | James Donner wirkt noch ein wenig atemlos. Gerade haben sie die von ihm angemeldete Kundgebung für beendet erklärt. Schü­le­r*in­nen laufen in Grüppchen zur U-Bahn oder posen noch schnell für ein Foto mit ihren selbstgemalten Plakaten. „Wir wollten ein Zeichen setzen: wie sehr uns das, was die AfD in die Welt posaunt, betrifft. Unsere Schule, aber auch generell alle Schulen in Berlin“, sagt Donner. „Wir sind gegen Nazis. Und froh um die Vielfalt bei uns“, sagt er.

Donner geht auf die Rahel-Hirsch-Schule in Hellersdorf. Die Idee für eine Demo hatten sie vor etwa zwei Wochen, er habe sie dann in die Schü­le­r*in­nen­ver­tre­tung eingebracht. „Alle waren geschlossen dafür“, erzählt Donner.

Der Erfolg überrascht ihn selbst: Denn Donnerstagmittag haben sich rund 300 Schü­le­r*in­nen von mehreren Schulen auf dem Alice-Salomon-Platz in Hellersdorf versammelt. Dota hat geredet und gespielt, die Initiative „Kein Bock auf Nazis“ stellte den Lautsprecher und verteilte Sticker.

„Wir hassen die AfD. Wir wollen nicht abgeschoben werden, die AfD hat kein Recht dazu“, sagen die drei Freundinnen Sherin, Haya und Rahaf von der August-Sander-Schule aus Friedrichshain. Von dort sind gleich mehrere Klassen gekommen, rund 80 Schüler*innen. Die Schulleitung hatte sich für die Demo eingesetzt. „Wir sind hier geboren und wollen unsere Zukunft hier machen“, sagt Sherin. „Ohne Ausländer wäre Deutschland tot“, sagt Rahaf. „Und es gäbe kein gutes Essen“, ruft eine von ihnen noch, bevor sie kichernd weiter zur U-Bahn laufen.

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Sticker und Energie

„Die Rede war toll. Und die Sticker. Und dass echt viele da waren und alle Energie haben“, sagt eine 16-jährige Schülerin. Sie sei bisher noch nie auf einer Demo gewesen, will aber unbedingt weitermachen „weil nur einmal Protest ja nicht reicht“, sagt sie. Ein Schüler daneben ist dabei, weil er selbst Angst hat vor den Plänen der AfD.

Auch vom Hellersdorfer Melanchthon-Gymnasium sind Schü­le­r*in­nen gekommen, „weil wir Rechtsextremismus, Rassismus und Homophobie verringern wollen – wenn nicht sogar stoppen“, sagt eine 13-jährige, sie redet schnell und entschlossen. Sie habe schon Demo-Erfahrung und Plakate für sich und ihre Freundinnen gebastelt.

Aus Schöneberg sind ein Dutzend Schü­le­r*in­nen vom Pestalozzi-Fröbel-Haus gekommen, nach eigenen Angaben „der noch politisch interessierte Kern“ der Klasse. Sie seien für die Demo von ihrer Schulleitung entschuldigt, erzählen sie. Schü­le­r*in­nen von der Rahel-Hirsch-Schule – von dort ging die Initiative aus – bekommen dagegen Fehlstunden.

Ihr Engagement gegen Rechtsextreme ist für sie mit der Demo nicht erledigt, sagt Donner. Sie wollen sich an ihrer Schule auf jeden Fall weiter damit beschäftigen – und auch weiter demonstrieren.

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