Multikulti seitenweise

„Pippi Langstrumpf“ auf Farsi, Kindergeschichten in Kisuaheli: Buchhändlerin Gabi Kopper hält in ihrem Laden ungewöhnlichen Lesestoff vorrätig. Für kulturelle Vielfalt sollen insbesondere authentische Kinderbücher der jeweiligen Nationen sorgen

VON NADINE VOGT

Die Ladentür schwingt auf, Latifah drängelt an ihrer Mutter vorbei und zieht sich wie selbstverständlich die Schuhe aus. Mit geübtem Blick schnappt sich das Mädchen ein Buch aus dem Regal und wirft sich mit einem Satz in die Kuscheltierparade in der Lese-Ecke – die Buchhandlung als zweites Kinderzimmer. „Ich habe mein Geschäft jetzt seit gut zwei Jahren. Da baut man zu vielen kleinen und großen Lesern ein inniges Verhältnis auf“, sagt Buchhändlerin Gabi Kopper, selbst kinderlos. „Man wächst mit den Kindern auf.“

Das vielsprachige Sortiment ihres Laden „Internationale Kinderbücher“ ist beeindruckend. Auf den 20 Quadratmetern fühlen nicht nur Sechsjährige sofort daheim: Fünfziger-Jahre-Hocker mit Tierfellmuster und bunte Tische verleihen dem Geschäft den Charme eines phantasievoll gestalteten Wohnzimmers – und die Exotik kommt nicht von ungefähr: Mit seinem umfassenden Angebot an fremdsprachiger Lektüre für Kinder bis acht Jahren ist es ein Paradiesvogel in Hamburgs Leselandschaft: Während englischer oder französischer Bilder- und Lesebücher noch recht leicht zu kriegen sind, geraten die meisten Läden schon bei Spanisch oder Türkisch an ihre Grenzen.

„Mittlerweile gibt es bei mir Kinderliteratur in zwanzig Sprachen“, sagt Kopper sichtlich stolz. „Zuletzt sind Chinesisch und Finnisch dazu gekommen.“ Den Traum vom Kinderbuchladen weckte bei der gebürtigen Hessin ihre Leidenschaft für Illustration. Begeistert aber kritisch beäugt sie so bis heute jedes Kinderbuch: „Unansprechend illustrierte Bücher“, sagt die 43-Jährige, kämen ihr nicht ins Geschäft.

Viele Eltern, die ihre Kinder bilingual erziehen, nehmen das Angebot im Heußweg in Hamburg-Eimsbüttel dankbar an. Der Wunsch nach authentischer Kinderliteratur aus aller Welt ist groß, Klassiker sind beliebt, aber noch gefragter sind Neuerscheinungen. Und natürlich ist kommen auch viele Fremdsprachenlernende hier her.

„Skandinavien scheint im Trend zu liegen“, sagt Kopper. „Ich verkaufe gerade viele schwedische Kinderbücher an erwachsene Leser.“ Wichtig ist der Buchhändlerin der persönliche Kontakt zu ihren Kunden. Diverse Sprachen beherrsche sie selbst „im Ansatz“, wo es nicht reicht, holt sich Kopper Rat bei muttersprachlichen Eltern. Dank kleiner informativer Spickzettel mit Angaben zum Beispiel zum Inhalt ist sie bei jedem Buch in ihren Regalen in der Lage, fachkundig zu beraten: angesichts der Vielzahl dessen, was sie vorrätig hält, eine bemerkenswerte Leistung.

„Internationale Kinderbücher“, Heußweg 22, Hamburg. Geöffnet: Mi 15–20 Uhr, Do/Fr 10.30–18.30 Uhr, Sa 10.30–16.00Uhr; Internet: www.gabikopper.de