DER RECHTE RAND
: Rechter Besuch in Kiel

Ein CDU-Politiker wird dem Moskauer Professor Wjatscheslaw Daschitschew in Kiel zur Begrüßung die Hand reichen. Am morgigen Freitag referiert der frühere Berater Michael Gorbatschows zum Thema „Deutschland und Russland in Gegenwart und Zukunft“ bei der Staats- und wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG). Der Regionalbeauftragte Stephan Ehmke lädt zu der Veranstaltung ein. Ehmke ist CDU-Ratsherr in Kiel, Fraktionsvorstandsmitglied und schulpolitischer Sprecher. Das Pikante: Sein Gast Wjatscheslaw Daschitschew hat auch schon bei der NPD herzlich Hände geschüttelt.

„Es ist uns gelungen, einen der herausragenden Vertreter der russischen Politik zu gewinnen“, schwärmt Ehmke in der Einladung. Die Verfassungsschutzbehörden (VS) im Norden sehen in Daschitschew aber eine „internationale Größe des Rechtsextremismus“. Der SWG-Gast tritt nicht bloß bei der NPD auf. Er schreibt regelmäßig in der National Zeitung der DVU und sitzt im Vorstand der „Kontinent Europa Stiftung“, einem Netzwerk von internationalen Rechtsextremisten, die vor dem drohenden „physischen Tod“ durch Einwanderung und dem „politischen Tod“ Europas durch den Amerikanismus warnen. Mit ihm im Vorstand ist der NPD-Multifunktionär Andreas Molau. Beide kennen sich auch von der „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP). Molau steht dieser großen rechtsextremen Kulturvereinigung vor. 2006 erhielt Daschitschew den GfP-Preis „Ullrich von Hutten-Medaille“.

Seit Jahren verantwortet der CDU-Mann Ehmke Veranstaltungen mit einschlägigen Gästen. 1962 wurde die SWG von Hugo Wellems, einst Referent in Joseph Goebbels‘ „Ministerium für Propaganda“, besucht. Seitdem bemüht sich die SWG im „vorpolitischen Raum“ ohne dem „Diktat der Umerziehung“, die „Orientierungslosigkeit im Volke“ zu beenden. Für die taz war Ehmke bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. ANDREAS SPEIT