Das Schießgewehr

WAFFENKUNDE Das G36 ist das deutsche Gewehr schlechthin und galt lange als wahre Präzisionswaffe. Es erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Nun hat sich das Bundesverteidigungsministerium über die mangelnde Treffsicherheit der Waffe beschwert und sich mit dem Hersteller angelegt. Der findet das gar nicht witzig und sieht das Problem in der Munition. Ein Produkt deutscher Waffenschmiedekunst, das seine Ziele verfehlt? Wir stellen das umstrittene Sturmgewehr vor. Ein Porträt

Der Lauf: Das Rohr, das bei der Schusswaffe die Munition aufnimmt, wird als Lauf bezeichnet. Pro Minute können etwa 750 Patronen aus dem Lauf austreten. Waffenprüfer der Bundeswehr beklagen, dass die Wärme, die beim Schießen im Rohr der G36 entsteht, auf den das Rohr umgebenden Kunststoff übergeht und so zu Instabilität führt. Beim Schießen zeigt dann der Lauf des Gewehres möglicherweise nicht in die richtige Richtung. Nicht so gut.

Das G36: Die Entwicklung dieses Sturmgewehrs wurde 1997 von der Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch abgeschlossen. In der Grundausstattung kostet es um die 600 Euro. Für spezielle Varianten muss man mehr bezahlen, für das kürzere G36K zum Beispiel. Polizeibehörden in den USA und Großbritannien arbeiten damit. Wer eine gewaltigere Wirkung mit dem Sturmgewehr erzielen will, kann es mit einem Granatwerfer ausstatten. Die Kritik an der Zielsicherheit des Gewehr kommt aus dem Bundesverteidigungsministerium. Andere Nutzer sind dagegen überaus zufrieden mit dem G36. Die Peschmerga, die im Nordirak gegen den IS kämpfen, tun dies gerne mit dem Gewehr. „Die Waffe ist super“, wird der Peschmerga-Minister Mustafa Sajid Kadir auf Spiegel Online zitiert.

Das Visier: Das G36 verfügt über ein Reflexvisier und ein Zielfernrohr. Durch das Reflexvisier wird ein Ziel in maximal 200 Metern Entfernung erfasst. Ein leuchtender Punkt, den nur der Schütze sieht, dient als – wie es in der Fachsprache heißt – Absehmarkierung. Das Zielfernrohr ermöglicht eine dreifache Vergrößerung für Ziele in bis zu 500 Metern Entfernung. Bei Regen kann das Visier des G36 beschlagen, beklagt die Reservistenvereinigung Aalen. Auch nicht gut.

Das Magazin: Der Patronenbehälter des Gewehrs ist ein sogenanntes Stangenmagazin. Es hat ein Fassungsvermögen von 30 Patronen. In einem neuen Gutachten über das G36 heißt es, ein gezieltes Treffen des Gegners sei aufgrund der erzeugten Wärme bereits nach dem Verschuss von zwei Magazinen nicht mehr gewährleistet. Heckler & Koch sieht das Problem hingegen nicht in der Waffe selbst, sondern in der verwendeten Munition, für die die Firma nichts könne. Das macht es auch nicht besser.

Das Gehäuse: Ein glasfaserverstärkter Kunststoff macht das G36 leichter als andere Gewehre (3.630 Gramm). Experten haben festgestellt, dass dieser Kunststoff bei Dauerfeuer der Waffe oder hohen Außentemperaturen viel zu heiß wird. Bei einer Temperaturveränderung um 30 Grad liegt die Trefferquote des Sturmgewehrs nur noch bei 30 Prozent. Eigentlich sollen die Waffen bei einer Entfernung von 200 Metern eine Treffgenauigkeit von 90 Prozent erreichen. Ganz schlecht.