Der sonntaz-Streit: Schule ohne Kirche?

Baden-Württemberg möchte die Akzeptanz sexueller Vielfalt in Schulen stärken. Die Kirchen nicht. Aber sollen Kirchen überhaupt Schule machen?

Die Kirchen tun sich mit homosexuellen Schülern schwer. Bild: dpa

Das Vorhaben des Landes Baden-Württemberg, im neuen Bildungsplan 2015 das Thema „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ als Erziehungsziel festzuschreiben, stößt auf den Widerstand von konservativen Kreisen und Kirchen.

Eine Online-Petition unter dem Titel „Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ fand bisher über 126.000 Unterstützer, fast 60.000 davon in Baden-Württemberg. Die Petition wurde von einem Realschullehrer aus dem Schwarzwald gestartet, der in einer christlichen Gemeinschaft aktiv ist.

Der Text wendet sich gegen die „negativen Begleiterscheinungen eines LSBTTIQ-Lebensstils“ (LSBTTIQ steht für lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queer). Unter anderem werden als Beispiel „die höhere Suizidgefährdung unter homosexuellen Jugendlichen“ und „die erhöhte Anfälligkeit für Alkohol und Drogen“ genannt.

Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 18./19. Januar 2014 in der taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, //taz.de/e-kiosk/%21114771/:eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: //www.facebook.com/sonntaz:facebook.com/sonntaz

Kritik kam auch aus der evangelischen und katholischen Kirche. In einer gemeinsamen Stellungnahme schreiben die Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und in Baden, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Erzdiözese Freiburg: „Jeder Form der Funktionalisierung, Instrumentalisierung, Ideologisierung und Indoktrination gilt es zu wehren. Dies gilt nicht zuletzt im sensiblen Bereich der sexuellen Identität und damit verbundener persönlicher und familiärer Lebensentwürfe“.

Die Kirchen stellen sich zwar gegen „Hetzportale und diffamierende Blogeinträge“ - liefern sie aber mit ihren Argumentationen nicht den Nährboden für die homophoben Kommentare auf der Petitionsseite?

Staatliche „Indoktrination“

Laut dem Arbeitspapier für den Bildungsplan 2015 sollten Schülerinnen und Schüler unter anderem „einen vorurteilsfreien Umgang mit der eigenen und anderen sexuellen Identitäten“ entwickeln und „die verschiedenen Formen des Zusammenlebens von/mit LSBTTIQ-Menschen“.

Ist das Projekt, in der Schule die Themen der sexueller Vielfalt und Toleranz verstärkt zu behandeln, als staatliche „Indoktrination“ zu verstehen? Oder steckt hinter der Position der Kirchen nur der Versuch, die eigenen Vorstellungen über Werte und Familie zu verteidigen und eine Diskussion über die sexuelle Identität zu verhindern? Und ist „Indoktrination“ nicht derselbe Vorwurf, der oft gegen die Kirchen erhoben wird?

Von der Abtreibung bis zur künstlichen Befruchtung: Die Kirchen mischen sich oft in gesellschaftliche und ethische Debatten ein. Und als Körperschaft des öffentlichen Rechts verantworten sie - unter anderem die evangelische und die katholische Kirche – den Religionsunterricht in den Schulen. Auch in der Zukunft? Müssen sie sich aus den Schulen fernhalten, wenn sie nicht bereit sind, das im Grundgesetz verankerte Diskriminierungsverbot einzuhalten? Muss die Kirche raus aus den Schulen?

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 18./19. Januar 2014. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 15. Januar, eine Mail an: streit@taz.de

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