+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel skizziert weiteres Vorgehen

Verteidigungsminister Joaw Gallant: Im Süden Geiselbefreiung und Kampf gegen Hamas-Führung. Einsatz „so lange wie notwendig“.

Acht große und kleine mit Leichen gefültte weiße Leichensäcke auf dem Boden eines Raums im Abu Yousef Al Najjar Krankenhaus in Rafah am 5. Januar.

Opfer israelischer Luftangriffe im Abu Yousef Al Najjar Krankenhaus in Rafah am 5. Januar Foto: Mohammed Salem/Reuters

Israel will operative Handlungsfreiheit behalten

Israel hat seine Pläne für die nächste Phase des Krieges gegen die Hamas skizziert. Im Norden des Gazastreifens werde nun gezielter vorgegangen, erklärte Verteidigungsminister Joaw Gallant am Donnerstag. Im Süden werde dagegen weiter die Führung der Hamas verfolgt und die Befreiung der Geiseln angestrebt. Der Einsatz dort werde „so lange weitergehen, wie es für notwendig erachtet wird“, hieß es in einer Erklärung. Israel werde sich nach dem Krieg im Gazastreifen eine operative Handlungsfreiheit vorbehalten. Die palästinensischen Behörden würden dagegen die Verwaltung übernehmen, solange keine Bedrohung für Israel bestehe.

„Im Norden des Gazastreifens werden wir im Einklang mit den militärischen Erfolgen vor Ort zu einem neuen Kampfansatz übergehen“, hieß es in der Erklärung. Darin wurden Razzien, die Sprengung von Tunneln, Luft- und Bodenangriffe sowie Einsätze von Spezialkräften als weitere Maßnahmen aufgezählt. Israel hatte zuletzt die Rückkehr einiger Reservisten nach Hause angekündigt. Dies soll fast drei Monate nach Kriegsbeginn auch die Wirtschaft entlasten. (rtr)

Borrell reist in den Libanon

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell reist vom 5. bis 7. Januar zu Gesprächen in den Libanon. Er werde über die Lage an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel beraten, erklärt die EU in Brüssel. Borrell werde unterstreichen, dass eine Eskalation der Lage vermieden werden müsse. Er werde auch darauf dringen, die diplomatischen Bemühungen in der Region voranzutreiben. Auch US-Außenminister Antony Blinken ist inzwischen zu einer Nahostreise abgeflogen. Er will in der Region darüber beraten, wie eine Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas verhindert werden kann. (rtr)

US-Marine: Drohnenboot der Huthi explodiert

01.50 Uhr – Ein mit Sprengstoff beladenes Drohnenboot der Huthi-Rebellen ist nach Angaben der US-Marine in einer wichtigen Schifffahrtsstraße im Roten Meer detoniert, ohne jedoch Schaden anzurichten. Der Chef der US-Marinetruppen im Nahen Osten, Vizeadmiral Brad Cooper, sagte gegenüber Reportern, das Boot der Huthis sei etwa 80 Kilometer auf das Rote Meer hinausgefahren, bevor es detonierte. Es sei bis auf wenige Meilen an Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine herangekommen. Es sei unklar, was das Ziel des Angriffs gewesen sei. (rtr)

Frachter mit indischer Besatzug vor Somalia gekapert

Vor der Küste Somalias ist ein Frachter mit indischer Besatzung gekapert worden. Die indische Marine teilte am Freitag mit, sie habe die Verfolgung aufgenommen und beobachte die Lage genau. An Bord der unter liberianischer Flagge fahrenden „MV Lila Norfolk“ befanden sich Meldungen der indischen Nachrichtenagentur ANI zufolge 15 indische Besatzungsmitglieder. Das Schiff sei im Arabischen Meer entführt worden, wovon die Marine am Donnerstagabend Kenntnis erhalten habe, meldete ANI unter Berufung auf das Militär. Die Marine habe Kontakt zur Schiffsbesatzung aufgenommen.

Das Schiff habe das britische Amt für Seeschifffahrt UKMTO darüber informiert, dass am Abend des 4. Januar fünf bis sechs unbekannte bewaffnete Personen an Bord gegangen seien, erklärte Indiens Marine. Somalia grenzt im Norden an den Golf von Aden und weiter im Osten an das Arabische Meer. Der Golf von Aden verbindet das Rote Meer, wo es derzeit Angriffe von Huthi-Rebellen auf Frachter gibt, und das Arabische Meer, ein Randmeer des Indischen Ozeans. Dort verlaufen wichtige Schifffahrtsstraßen. Die Huthi-Milizen im Jemen haben sich solidarisch mit der Hamas im Gazastreifen erklärt und nach eigenen Angaben wiederholt Schiffe angegriffen, die angeblich Verbindung zu Israel haben. (rtr)

USA töten Kommandeur pro-iranischer Miliz im Irak

Die USA haben nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff im Irak einen pro-iranischen Kommandeur getötet. Das Führungsmitglied der Miliz Harakat al-Nudschaba sei an Angriffen auf US-Truppen beteiligt gewesen, teilte am Donnerstag ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums mit. Neben ihm sei noch ein weiteres Mitglied derselben Miliz getötet worden.

Bei dem US-Luftangriff habe es sich um „Selbstverteidigung“ gehandelt, erklärte der Pentagon-Vertreter. „Es sind keine Zivilisten verletzt worden“, betonte er. Auch habe es keine Schäden an Infrastruktur gegeben. Harakat al-Nudschaba hatte bereits zuvor am Donnerstag erklärt, dass ihr Vize-Befehlshaber der Operationen für Bagdad, Muschtak Talib al-Saidi, „bei einem amerikanischen Schlag als Märtyrer gefallen“ sei. Ein irakischer Sicherheitsvertreter sagte, bei dem Drohnenangriff seien zwei Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden.

Die Miliz Harakat al-Nudschaba gehört zum pro-iranischen Hasched-al-Schaabi-Netzwerk, aus ehemaligen Paramilitärs, die in Iraks reguläre Armee eingegliedert wurden. Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober haben die Spannungen auch in anderen Teilen des Nahen Ostens zugenommen. So stieg die Zahl der Angriffe auf von der US-Armee genutzte Stützpunkte im Irak und in Syrien deutlich. Das US-Militär registrierte seit Mitte Oktober mehr als 100 solcher Angriffe. Im Irak sind rund 2500 US-Soldaten stationiert, im Nachbarland Syrien 900. (afp)

IS bekennt sich zu Anschlag im Iran

Nach dem Doppel-Anschlag mit mindestens 80 Toten und mehr als 280 Verletzten im südiranischen Kerman hat sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu der Tat bekannt. Zwei ihrer Mitglieder hätten sich inmitten von „Abtrünnigen“ in die Luft gesprengt, erklärte die sunnitische Terrormiliz am Donnerstag. Zuvor hatte die Führung in Teheran Israel und die USA für den schwersten Anschlag im Iran seit 45 Jahren verantwortlich gemacht.

In der Erklärung des IS im Onlinedienst Telegram hieß es mit Blick auf den mehrheitlich schiitischen Iran, zwei IS-Mitglieder hätten bei einer „großen Versammlung von Abtrünnigen“ ihre Sprengstoffgürtel „aktiviert“. Der Iran gedachte der vielen Opfer am Donnerstag mit einem landesweiten Trauertag. Zwischenzeitlich war in iranischen Staatsmedien von mehr als hundert Toten die Rede gewesen. Zudem wurden nach Angaben der Rettungsdienste 284 Menschen verletzt. Wahidi kündigte laut iranischer Nachrichtenagentur Isna als Konsequenz aus dem Anschlag verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an den Landesgrenzen zu Afghanistan und Pakistan an.

Die beiden Sprengsätze waren gezündet worden, als in Kerman zahlreiche Menschen an den vor vier Jahren vom US-Militär getöteten General Kassem Soleimani erinnerten. Soleimani hatte die Al-Kuds-Brigaden befehligt, die für Auslandseinsätze zuständige Abteilung der iranischen Revolutionsgarden, und war an der Bekämpfung des IS im Irak beteiligt.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den „feigen Terrorakt in der Stadt Kerman am Donnerstag auf das Schärfste“. Terrorismus sei „in all seinen Formen eine der größten Bedrohungen für internationalen Frieden und Sicherheit“. In der gemeinsamen Erklärung wurden alle Staaten aufgerufen, bei der Verfolgung der für den Doppel-Anschlag Verantwortlichen „aktiv“ mit dem Iran zusammenzuarbeiten. (afp)

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