+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Empfang für Lukaschenko

Die ukrainische Gegenoffensive sei gescheitert, verkündet Putin beim Besuch von Lukaschenko. Selenskyj will die Angriffe auf Odessa vergelten.

Lukaschenko und Putin zünden in der Nikolai-Marinekathedrale Kerzen an

Praktizierende Christen? Putin und Lukaschenko in der Nikolai-Marinekathedrale in Kronstadt bei St. Petersburg Foto: Sputnik/Alexander Demyanchuk

Selenskyj kündigt Vergeltung an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach den neuen russischen Angriffen auf die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer Vergeltung angekündigt. „Raketen gegen friedliche Städte, gegen Wohngebäude, gegen eine Kathedrale… Es kann keine Entschuldigung für das russische Böse geben“, schrieb Selenskyj am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. „Wie immer wird auch dieses Böse verlieren. Und es wird für Odessa definitiv eine Vergeltung gegen die russischen Terroristen geben.“

Durch die Angriffe wurden den ukrainischen Behörden zufolge ein Mensch getötet und 22 weitere verletzt. Außerdem seien Hafeninfrastruktur, Wohnhäuser und die Verklärungskathedrale beschädigt worden, ein Wahrzeichen der Stadt. Ungeachtet der gut dokumentierten Schäden stritt das russische Verteidigungsministerium später ab, für die Zerstörung des Gotteshauses verantwortlich zu sein. (dpa)

Putin: Ukrainische Gegenoffensive ist gescheitert

Zum wiederholten Mal seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den verbündeten belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko empfangen. Die beiden besuchten am Sonntag unweit der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg ein Museum zu Ehren der russischen Marine. Dem Kremlchef zufolge soll der Arbeitsbesuch am Montag fortgesetzt werden.

Die Verklärungskathedrale von Odessa ist nach Raketenangriffen stark beschädigt

Die Verklärungskathedrale von Odessa ist nach Raketenangriffen stark beschädigt worden Foto: Libkos/AP/dpa

Das autoritär geführte Belarus gilt als wichtigster Verbündeter Russlands im bereits seit 17 Monaten dauernden Krieg. So werden Raketen von belarussischem Staatsgebiet aus abgefeuert. Einmal mehr redeten Putin und Lukaschenko die laufende ukrainische Gegenoffensive klein. Lukaschenko sagte: „Es gibt keine Gegenoffensive.“ Putin erwiderte: „Es gibt sie. Aber sie ist gescheitert.“ Die Ukraine hat ihre Gegenoffensive zur Befreiung besetzter Gebiete vor einigen Wochen begonnen. Dabei kommt sie weniger schnell voran als erhofft.

Lukaschenko äußerte sich zudem über Soldaten der russischen Privatarmee Wagner, die nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau nach Belarus umgesiedelt wurden. „Die Wagner-Leute haben angefangen, uns anzustrengen“, sagte er. Die Söldner hätten einen „Ausflug nach Warschau und nach Rzeszów machen“ wollen, fügte er hinzu. Beides sind Städte in Polen. Lukaschenko versicherte, die Söldner blieben weiter in zentralen Gebieten von Belarus stationiert.

Polens Regierung hatte sich zuvor schon besorgt geäußert, dass sich die russischen Kämpfer nun im Nachbarland aufhalten. Deshalb sollen polnische Truppen in Richtung der Grenze zu Belarus verlegt werden. (dpa)

Rheinmetall beginnt mit Auslieferung neuer Munition

Der Rüstungskonzern Rheinmetall will in den kommenden Tagen mit der Auslieferung frischer Munition für den deutschen Flakpanzer Gepard beginnen. Bis Jahresende sollten 40.000 der Granaten in die Ukraine geliefert werden, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger der „Bild am Sonntag“. Das gesamte Auftragsvolumen belaufe sich auf 300.000 Schuss.

Deutschland hat der Ukraine bislang rund 40 Gepard-Flugabwehrpanzer geliefert. Weitere Panzer sollen bis Jahresende in die Ukraine gebracht werden. Für die Nutzung der Panzer benötigt die Ukraine weitere Munition. Der Verbrauch durch die intensiven Kämpfe an der Front ist hoch.

Bei der Produktion der Munition gab es nach Informationen der „Bild am Sonntag“ Probleme: Der Gepard stammt aus den 80er-Jahren. Die alte Munition nachzubauen funktioniere nicht, weil die früheren Werkzeuge dafür fehlten. Die Ingenieure hätten daraufhin vorhandene 35-Millimeter-Munition für die Bordwaffe eines Schützenpanzers für den Gepard umgerüstet. (afp)

Bewaffneter nach Einbruch in Haus bei Moskau erschossen

Ein schwer bewaffneter Mann ist in ein Haus in einem Nobelviertel außerhalb von Moskau eingebrochen und nach einer Geiselnahme von Sicherheitskräften erschossen worden. Russische Medien berichteten, der Mann habe gesagt, er komme von der Front in der Ukraine und sei von Gott dazu aufgerufen worden, zum Kreml zu marschieren.

Diese Worte ließen Erinnerungen an den letztlich abgebrochenen Marsch der Wagner-Söldner auf Moskau vor knapp einem Monat aufkommen. Der nun erschossene Mann habe aber psychische Probleme gehabt, sagte Tatjana Wituschewa, Verwaltungsbeamtin in Istra, wo es am Samstag zu dem Zwischenfall kam. Einige russische Medien berichteten, das Haus, in das er eingebrochen sei, habe früher dem prorussischen Expräsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch, gehört.

Der Mann, der mit einer Tarnuniform bekleidet war und eine Kalaschnikow bei sich hatte, wurde vom Wachpersonal gesehen, als er in das unbewohnte Haus in Istra einstieg. Als zwei Wachleute und ein Polizist daraufhin das Haus betraten, nahm der Mann sie kurzzeitig als Geiseln. Sie konnten aber in der Folge fliehen, wie russische Medien berichteten. Die russische Nationalgarde teilte mit, der Mann habe sich auch nach stundenlangen Verhandlungen nicht ergeben wollen und auf die Spezialeinheit vor der Tür geschossen. Schließlich sei das Haus gestürmt und der Mann erschossen worden. Er habe mehrere Handgranaten und automatische Waffen bei sich gehabt, hieß es von der Nationalgarde.

Der russische Abgeordnete Alexander Chinschtein identifizierte den Angreifer als 35-Jährigen aus der sibirischen Stadt Krasnojarsk. Ob er wirklich in der Ukraine gedient hatte, war unklar. (ap)

Neue russische Angriffe auf Odessa

Bei erneuten russischen Angriffen auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer ist nach Angaben der Behörden mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. 19 weitere Menschen wurden in der Nacht zu Sonntag verletzt, darunter vier Kinder, teilte der Chef der Militärverwaltung, Oleh Kiper, auf seinem Telegram-Kanal mit. „Es gibt Schäden an der zivilen Infrastruktur, an Wohngebäuden und einer religiösen Einrichtung.“ Medienangaben zufolge soll die orthodoxe Verklärungskathedrale beschädigt worden sein. Darüber hinaus seien sechs Wohngebäude zerstört und Dutzende Autos beschädigt worden.

Schon seit Tagen bombardiert Russland den ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa und zerstört dort Getreidelager – unter dem Vorwand, dort gebe es militärische Ziele. Odessa war einer der Häfen, über die die Ukraine im Rahmen des internationalen Getreideabkommens Korn verschiffte. Russland ließ diese Vereinbarung zu Beginn der letzten Woche auslaufen. In seiner am Samstagabend verbreiteten Videobotschaft hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski Russland Terror gegen die Menschen in der Millionenstadt Odessa vorgeworfen und angekündigt, Russland dafür zu bestrafen.

Bei den Angriffen wurden auch mehrere Museen in der zum Weltkulturerbe eingestuften Altstadt beschädigt, was heftige Kritik auslöste. Das historische Zentrum von Odessa war infolge des russischen Krieges im Januar 2023 in die Unesco-Liste des gefährdeten Weltkulturerbes aufgenommen worden. (dpa)

Reparaturzentrum für Leopard-Panzer in Polen im Betrieb

Ein von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) angemahntes Reparaturzentrum in Polen für an die Ukraine gelieferte Leopard-Panzer ist fertiggestellt und in Betrieb genommen worden. Das gab der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Samstagabend bekannt. „Das Reparaturzentrum in Gliwice ist in Betrieb! Die ersten beiden Leopard sind bereits aus der Ukraine im Bumar-Werk eingetroffen“, schrieb der nationalkonservative Minister am Samstag auf Twitter.

Bereits im April hatten sich Pistorius und Blaszczak auf den Aufbau des Instandsetzungszentrums des Rüstungsherstellers Bumar-Labedy in Gliwice (auf Deutsch Gleiwitz) geeinigt. Dort sollen Leopard-Kampfpanzer aus Deutschland und Polen repariert werden, die von der Ukraine im Kampf gegen Russland eingesetzt werden. Bei seinem Besuch in Polen Anfang Juli hatte Pistorius jedoch zu langsame Fortschritte der polnischen Seite bei der Fertigstellung des Zentrums kritisiert. (dpa)

Putin und Lukaschenko treffen sich zur Lagebesprechung

Der russische Präsident Wladimir Putin und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko werden sich nach Angaben der russischen Regierung am Sonntag treffen. Lukaschenko sei zu einem Arbeitsbesuch in Russland und werde mit Putin über die weitere Entwicklung der „strategischen Partnerschaft“ der beiden Länder sprechen, erklärt der Kreml. (rtr)

Nato-Ukraine-Rat soll zu jüngsten Entwicklungen tagen

Auf Bitten der Ukraine hin beruft Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am kommenden Mittwoch ein Treffen des neuen Nato-Ukraine-Rats ein. Ziel sei es, über die jüngsten Entwicklungen zu beraten und den Transport von ukrainischen Getreide durch das Schwarze Meer zu erörtern, teilte Bündnissprecherin Oana Lungescu am Samstagabend mit. Das Treffen solle auf Botschafterebene stattfinden.

Kurz vor der Ankündigung hatte Stoltenberg mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski telefoniert. Stoltenberg teilte danach mit: „Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, aufs Schärfste.“ Die Verbündeten stünden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite. Das von Russland angegriffene Land sei der Nato nach dem jüngsten Gipfel des Bündnisses so nahe wie nie.

Selenski erklärte, er und Stoltenberg hätten über die Umsetzung der beim Gipfel erzielten Vereinbarungen und weitere Schritte zur Integration der Ukraine in das westliche Verteidigungsbündnis gesprochen. Man habe zudem auch notwendige Schritte identifiziert, um den Getreidetransport über das Schwarze Meer zu deblockieren und langfristig zu gewährleisten. Was das für Schritte sind, teilte er allerdings nicht mit.

Russland hatte am vergangenen Montag ein vor einem Jahr geschlossenes Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide übers Schwarze Meer auslaufen lassen. Die Vereinbarung hatte es der Ukraine seit Sommer vergangenen Jahres ermöglicht, trotz des russischen Angriffskriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel über den Seeweg in andere Länder zu verkaufen. Selbst während des Krieges blieb die Ukraine damit im Jahr 2022 der größte Weizenlieferant des Welternährungsprogramms (WFP) und lieferte mehr als die Hälfte der weltweiten Weizenbeschaffung des WFP.

Beim Nato-Gipfel in Vilnius hatten die 31 Mitglieder des Verteidigungsbündnisses wenige Tage zuvor beschlossen, die Zusammenarbeit mit der Ukraine weiter zu intensivieren und dazu den neuen Nato-Ukraine-Rat etabliert. Zudem wurde ein neues mehrjähriges Unterstützungsprogramm beschlossen. (dpa)

Gruppe von Reporter wäre von Streumunition getroffen

Moskau hat den Westen für den Tod eines russischen Journalisten in der Ukraine verantwortlich gemacht. Bei dem Angriff handle es sich um ein „abscheuliches und vorsätzliches Verbrechen“, das von der Ukraine und ihren westlichen Unterstützern begangen worden sei, erklärte am Samstag das Außenministerium in Moskau. Es kündigte eine „Antwort“ auf diesen Angriff an.

Zuvor hatte die russische Armee mitgeteilt, dass bei einem ukrainischen Angriff in der südukrainischen Region Saporischschja der für die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti arbeitende Reporter Rostislaw Schurawlew getötet worden sei. Laut Ria Nowosti wurden drei weitere Journalisten verletzt.

Das russische Militär warf der Ukraine vor, bei diesem Angriff Streumunition eingesetzt zu haben. Nach Angaben des Außenministeriums in Moskau hatten die Journalisten „Material für einen Bericht“ über den Beschuss von Orten in der Region Saporischschja mit Streumunition gesammelt. Laut Ria Nowosti ereignete sich der Angriff nahe des an der Front gelegenen Dorfes Pytichatki.

Die USA hatten kürzlich Streumunition an die Ukraine geliefert. Nach Angaben der US-Regierung wird diese umstrittene Munition inzwischen auch eingesetzt.

Im Osten der Ukraine wurde nach Angaben der Deutschen Welle (DW) am Samstag ein Kameramann des Auslandssenders durch russische Streumunition verletzt. Ein Splitter aus dieser Munition habe den Mitarbeiter nahe der Front bei der Ortschaft Druschkiwka verletzt. Er werde im Krankenhaus behandelt, sein Zustand sei stabil, teilte der Sender mit. DW-Korrespondent Mathias Bölinger und ein Sicherheitsbegleiter hätten den Angriff unverletzt überstanden, ein ukrainischer Soldat sei getötet worden. (afp)

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