+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ukraine meldet Fortschritte

Russlands Präsident Putin wird nicht an der Bestattung von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin teilnehmen. Die Ukraine rückt weiter in Saporischschja vor.

Blick aus einem Fahrzeug auf einen entgegen kommenden Panzer auf einer Landstraße

Ukrainisches Militär unterwegs in der Nähe des Dorfes Robotyne in der Region Saporischschja Foto: Viacheslav Ratynskyi/reuters

Ukraine meldet weitere militärische Fortschritte

Die Ukraine macht nach der Rückeroberung des Dorfes Robotyne im Süden des Landes nach eigenen Angaben weitere militärische Fortschritte in der Region. Die ukrainische Armee sei in der teils von Russland besetzten Region Saporischschja tiefer in Richtung der russischen Verteidigungslinien vorgedrungen, sagte Armeesprecher Andriy Kowaljow am Dienstag staatlichen Medien. Sie verbuchte demnach „Erfolge in Richtung von Nowodanyliwka nach Werbowe“, zwei Siedlungen in der Region.

Die ukrainische Armee halte zudem zurückerobertes Gebiet weiter unter ihrer Kontrolle und greife die russische Artillerie an, führte der Armeesprecher aus.

Am Montag hatte die ukrainische Armee die Rückeroberung von Robotyne gemeldet. Sie hatte im Juni im Süden und Osten des Landes eine Gegenoffensive gegen die russische Invasion gestartet, kam aber bisher nur langsam voran.

Anders als bei den Offensiven in den ostukrainischen Regionen Cherson und Charkiw im vergangenen Jahr stößt die ukrainische Armee dieses Mal in die russischen Verteidigungslinien aus Minenfeldern und Gefechtsgräben vor. Experten zufolge zeigt die Rückeroberung von Robotyne, dass die ukrainischen Streitkräfte auf ihrem Marsch südwärts die russischen Linien durchbrechen können. (afp)

Selenski will Waffenproduktion maximieren

Nach mehr als anderthalb Jahren Krieg hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski eine maximale Erhöhung der Waffenproduktion für den Kampf gegen die russische Invasion angekündigt. Neben Artilleriewaffen und Munition sollten auch Drohnen, Raketen und gepanzerte Fahrzeuge im Land hergestellt werden. „Wir erhöhen den Produktionsumfang auf ein Maximum. Die Ukraine kann das. Die Finanzierung steht. Unsere Verteidigungsindustrie wird gute Ergebnisse bringen“, sagte Selenski in seiner am Montag in Kiew verbreiteten allabendlichen Videobotschaft.

Die ukrainische Führung hatte immer wieder angekündigt, das Land zu einem der größten Waffenproduzenten zu machen. Selenski traf nach eigenen Angaben mit Vertretern der Rüstungsindustrie zusammen, damit die Produktion weiter hochgefahren wird.

Das Land ist bei seiner seit Wochen schleppend verlaufenden Gegenoffensive zur Befreiung der besetzen Gebiete auf riesige Mengen an Munition und Waffen angewiesen. Das Land setzt dabei vor allem auf die militärische Hilfe westlicher Verbündeter.

Selenski bekräftigte einmal mehr, dass die Ukraine auch die Voraussetzungen für die neuen Kampfflugzeuge schaffen müsse. Kyjiw hofft auf die baldige Lieferung der von den Niederlanden, Dänemark und Norwegen angekündigten F-16-Kampfjets. Politisch sei für die Lieferung alles getan worden. Nun müsse aber auch die Infrastruktur für die Aufnahme der Kampfjets vorbereitet werden. „Das ist schon eine militärische Aufgabe“, sagte der Präsident.

Zugleich wies Selenski die Militärs an, Vorbereitungen auf den Winter zu treffen, um etwa die in der Vergangenheit von Russland immer wieder beschossene Energieinfrastruktur zu schützen. (dpa)

Kyjiws Verteidigungsminister: Keine Mobilmachung nötig

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksej Resnikow sieht nach eigenen Angaben derzeit keine Notwendigkeit einer neuen Mobilmachung in der Ukraine. Die ukrainischen Verluste seien um ein Vielfaches niedriger als die der russischen Besatzer. Zahlen nannte er nicht. „Aber zu sagen, dass die Lage bei uns kritisch ist und wir erhöhen müssen, dafür gibt es keinen Grund“, sagte der Minister der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraina zufolge vor Journalisten.

Resnikow erklärte nach widersprüchlichen Angaben aus Kyjiw, wonach weitere Mobilmachungen geplant seien, dass es bereits festgelegte Richtgrößen für die Einberufung zum Kriegsdienst gebe, die erst erfüllt werden müssten. Es sei deshalb nicht nötig, neue Kontingente festzulegen.

Zuletzt hatte Selenski auf eine Frage, ob angesichts hoher Verluste künftig mehr Rekruten einberufen werden sollen, auch erklärt, dass die Militärführung darum bitte, mehr Soldaten zu mobilisieren. Vor allem aber sollen nun die Männer zum Kriegsdienst einberufen werden, die ohnehin schon unter die bisherige Mobilmachung fallen, aber bisher nicht eingezogen wurden. Dazu hatte Selenski nach zahlreichen Skandalen in Kreiswehrersatzämtern die Führungen dort auswechseln lassen.

Nach Beginn der russischen Invasion hat die Ukraine das Kriegsrecht ausgerufen. Alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren sind daher grundsätzlich zum Wehrdienst verpflichtet und können einberufen werden – es sei denn, sie sind aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen, etwa als alleinerziehende Väter, vom Dienst befreit. Die genaue Anzahl der bisher Einberufenen ist nicht bekannt. Es geht um Hunderttausende. Wegen der Verluste an der Front müssen immer wieder neue Rekruten ausgebildet und in den Kampf geschickt werden. (dpa)

Russland meldet Abwehr ukrainischer Drohnenangriffe

Russland hat nach eigenen Angaben erneut ukrainische Drohnenangriffe in zwei Regionen des Landes abgewehrt. Die Luftabwehr habe zwei Drohnen über der Region Tula südlich von Moskau abgeschossen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag im Messengerdienst Telegram mit. Eine weitere Drohne sei am Montag gegen 23.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) über der an die Ukraine angrenzenden südrussischen Region Belgorod zerstört worden.

Ob es dabei Verletzte oder Sachschäden gab, teilte das Ministerium nicht mit. Auf die Hauptstadt Moskau und andere russische Regionen wurden in den vergangenen Tagen immer wieder Drohnen aus der Ukraine abgeschossen. Die Führung in Kyjiw hatte zuvor wegen der russischen Offensive in der Ukraine angekündigt, den Konflikt nach Russland zurückzutragen. Die bislang durch die Drohnenangriffe in Russland entstandenen Schäden sind allerdings gering. (afp)

Putin wird nicht an Prigoschin-Beerdigung teilnehmen

Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht an der Bestattung des Söldner-Anführers Jewgeni Prigoschin teilnehmen. „Die Anwesenheit des Präsidenten ist nicht vorgesehen“, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zu Reportern auf eine entsprechende Frage. Dem Präsidialamt lägen keine konkreten Informationen über die Beerdigung vor. Die Vorbereitungen der Trauerfeier seien Sache der Familie.

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner war in der vergangenen Woche bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, zwei Monate nachdem er und seine Kämpfer kurzzeitig gegen die Führung in Moskau gemeutert hatten. Russland wies Spekulationen einiger westlicher Politiker und Medien als Lüge zurück, Putin habe Prigoschin aus Rache töten lassen. (rtr)

Erdoğan will „in naher Zukunft“ Putin in Russland treffen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will nach Russland reisen und mit Präsident Wladimir Putin über das derzeit ausgesetzte Getreideabkommen beraten. Erdoğan werde dazu „in naher Zukunft“ in die russische Schwarzmeerstadt Sotschi reisen, sagte der Sprecher der AK-Partei, Ömer Çelik, am Montagabend laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Russland hatte das für die Welternährung wichtige und unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Getreideabkommen Ende Juli aufgekündigt. Die Vereinbarung hatte unter anderem den Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglicht.

Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte am Montag ein „baldiges Treffen“ Erdoğans und Putins bestätigt, wollte allerdings keine Details zu Ort und Zeit nennen. Dies werde zu gegebener Zeit vorgenommen, sagte er. Zuvor hatten russische Medien darüber spekuliert, dass Erdoğan am 4. September nach Sotschi ans Schwarze Meer reisen könne, um dort mit Putin über die Zukunft des Abkommens zu sprechen. (dpa)

„De Standaard“: Ukraine kämpft für europäische Werte

Die EU sollte nach Ansicht von Ratspräsident Charles Michel zügig neue Mitglieder aufnehmen. Bis 2030 müssten sowohl die Beitrittskandidaten als auch die EU dafür bereit seien, sagte er. Dazu meint die belgische Zeitung De Standaard am Dienstag:

„Dass Charles Michel das Jahr 2030 als Datum für die Erweiterung der Europäischen Union anpeilt, zeigt, wie sehr wir von der Geschichte ins Schlepptau genommen werden. Die Erweiterung um Länder wie die Ukraine, Moldau, Albanien und Montenegro birgt so viele politische und praktische Hürden, dass sie auf den ersten Blick als ein unmögliches Unterfangen erscheint. Aber das war in früheren Phasen der EU-Integration oft der Fall. Jedes Mal erwiesen sich die historischen Umstände als reif, die Vorteile überwogen, Führungspersönlichkeiten gaben den Ausschlag, oder die Dinge entwickelten sich Schritt für Schritt so weit, dass es keinen Weg mehr zurück gab.

Jetzt sind es vor allem die Umstände, die ins Gewicht fallen. Vor zwei Jahren klang eine schnelle Erweiterung noch wie eine skurrile Idee. Aber das war, bevor Putin die Ukraine überfiel. Die Mitgliedschaft in der Nato ist für die Ukraine nach wie vor schwierig, aber die Tür zur Union steht nun wirklich offen. Auch für die Republik Moldau. Die EU hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich in absehbarer Zeit so weit nach Osten ausdehnen würde. Aber die Ukraine kämpft auch im Namen der europäischen Werte.“ (dpa)

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