+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Schwere Angriffe auf Kyjiw

Raketen oder Drohnen sollen auf mehrere Gebäude in der Hauptstadt gestürzt sein. Dutzende Drohnen haben den russischen Flughafen Pskow attackiert.

Angriffe auf Pskow

Rauchschwaden über der Stadt Pskow nach dem Drohnenangriff in der Nacht zum Mittwoch Foto: Handout Ostorozhno Novosti/dpa

Russische Luftangriffe erschüttern Kyjiw

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in der Nacht von schweren russischen Luftangriffen erschüttert worden. „Kiew hat seit dem Frühjahr keinen so starken Angriff mehr erlebt“, erklärte der Chef der städtischen Militärverwaltung, Serhij Popko, am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. „Der Feind hat einen massiven, kombinierten Angriff mit Drohnen und Raketen gestartet.“ Nach Angaben von Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko wurden mindestens zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Trümmerteile abgeschossener Raketen oder Drohnen seien auf mehrere Gebäude gestürzt.

Popko erklärte, zunächst habe Russland mehrere Angriffswellen von Drohnen aus verschiedenen Richtungen auf Kyjiw gestartet. Danach seien Raketen von mehreren Langstreckenbombern vom Typ TU-95 aus abgeschossen worden. „Insgesamt haben die Luftverteidigungskräfte mehr als 20 feindliche Ziele zerstört“, erklärte Popko. Die Luftabwehr habe in der Nacht alle 28 russische Raketen und 15 von 16 auf die Ukraine abgefeuerten Drohnen abgeschossen, erklärte der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj. (rtr)

Flughafen Pskow bleibt nach Drohnenattacke geschlossen

Nach den Drohnenangriffen in der Nacht haben die russischen Behörden acht für den Mittwoch geplante Starts und Landungen auf dem Flughafen Pskow abgesagt. Betroffen seien zwei Chartergesellschaften, teilte die Luftfahrtaufsicht Rosawijazija auf Telegram mit. Hintergrund der Schließung sei die Stärkung der Sicherheitsmaßnahmen. Maßnahmen zur schnellen Wiedereröffnung des Flugverkehrs würden getroffen, hieß es.

In der Nacht haben Dutzende Drohnen den Flughafen, auf dem auch russische Militäreinheiten stationiert sind, attackiert. Offiziellen Angaben zufolge wurden dabei vier Militärtransporter vom Typ Il-76 beschädigt. Zudem ist ein Tanklager in Flammen aufgegangen. Das Feuer sei noch in der Nacht lokalisiert worden, die Gefahr einer weiteren Ausbreitung bestehe nicht, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. (dpa)

EU-Minister beraten in Toledo über Ukraine und Niger

Die Verteidigungs- und Außenminister der Europäischen Union beraten ab Mittwoch im spanischen Toledo über weitere Unterstützung für die Ukraine. An den zweitägigen informellen Gesprächen nehmen auch der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow und Außenminister Dmytro Kuleba teil. Zur Unterstützung der ukrainischen Gegenoffensive hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell zuletzt weitere Militärhilfen im Umfang von 20 Milliarden Euro vorgeschlagen.

Weiteres Schwerpunktthema ist die Lage im Niger nach dem Militärputsch Ende Juli. Im Gespräch ist nach Medienberichten eine neue EU-Mission für Westafrika. Beschlüsse werden bei dem informellen Treffen in Toledo allerdings nicht erwartet. (afp)

Vier ukrainische Schnellboote im Schwarzen Meer zerstört

Ein Marineflugzeug der russischen Schwarzmeerflotte hat nach Angaben aus Moskau vier ukrainische Militär-Schnellboote im Schwarzen Meer zerstört. An Bord sollen sich bis zu 50 Angehörige ukrainischer Spezialeinheiten befunden haben, teilte das russische Verteidigungsministerium in der Nacht zum Mittwoch mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. (dpa)

Gazprom vermeldet Einbruch des Nettogewinns

Der russische Energiekonzern Gazprom hat einen Einbruch des Nettogewinns im ersten Halbjahr 2023 vermeldet. Im Zeitraum von Januar bis Juni sei der Gewinn auf 296 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 2,85 Milliarden Euro) gesunken – und somit auf weniger als ein Achtel des Vorjahreszeitraums. Im ersten Halbjahr 2022 hatte der Nettoüberschuss noch 2,5 Billionen Rubel (damals rund 41,5 Milliarden Euro) betragen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Gazprom, Famil Sadigow, erklärte den Rückgang mit der Schwächung des Rubel.

Seit Beginn der Entsendung russischer Truppen in die Ukraine waren mehrere bisher stark von russischem Erdgas abhängige europäische Staaten auf Lieferungen aus anderen Ländern ausgewichen.

Gazprom-Vorstandsvize Sadigow erklärte nun, der Rückgang der Exporte nach Europa sei teilweise durch eine Zunahme der Lieferungen nach China ausgeglichen worden. Diese würden „im Rahmen vertraglicher Verpflichtungen“ weiter steigen, zudem werde Gazprom das Erdöl-Geschäft „effizient“ gestalten. Moskau hatte für das vergangene Jahr bereits eine Verdoppelung der Gasexporte nach China vermeldet. (afp)

USA: weitere Militärhilfe von 250 Millionen Dollar

Die USA haben am Dienstag weitere Militärhilfen für die Ukraine im Umfang von 250 Millionen Dollar (231 Millionen Euro) angekündigt. Das Verteidigungsministerium in Washington teilte mit, das Hilfspaket umfasse Ausrüstung zur Beseitigung von Minen und Panzersperren sowie Raketen zur Luft- und Panzerabwehr und mehr als drei Millionen Patronen für Handfeuerwaffen.

Die Unterstützung werde der Ukraine helfen, „Russlands anhaltenden Angriffskrieg auf dem Schlachtfeld zu kontern und ihre Bevölkerung zu schützen“, erklärte das Pentagon.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erklärte im Onlinedienst X (vormals Twitter), er sei der „US-Bevölkerung, dem Kongress und Präsident Joseph Biden persönlich dankbar für das neue Verteidigungspaket“. „Artillerie, Raketen, Munition für die Himars(-systeme), das ist es, was unsere Krieger brauchen“, fügte er hinzu.

Bislang kamen die ukrainischen Streitkräfte bei der im Juni im Süden und Osten des Landes gestarteten Gegenoffensive gegen die russische Invasion nur langsam voran. Immer wieder stößt die ukrainische Armee in die russischen Verteidigungslinien aus Minenfeldern, Schützengräben und Panzersperren.

Die US-Regierung führt seit dem Beginn der großangelegten russischen Invasion im Februar 2022 eine internationale Koalition zur Unterstützung der Ukraine an. Der Wert der US-Militärhilfen für Kyjiw beläuft sich auf eine hohe zweistellige Milliardensumme. (afp)

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