200 Millionen Klimaflüchtlinge

UNO-PROGNOSE Wissenschaftler warnen davor, dass Dürren und Überschwemmungen durch den steigenden Meeresspiegel eine Massenmigration auslösen werden

BONN/BERLIN dpa/ap/taz | Internationale Wissenschaftler haben vor einer rasant wachsenden Zahl von Flüchtlingen durch den Klimawandel gewarnt. Bis zum Jahr 2050 könnten weltweit rund 200 Millionen Menschen entwurzelt und auf der Flucht sein. Das berichteten UN-Organisationen und Hilfsorganisationen am Mittwoch auf der UN-Klimakonferenz in Bonn unter Berufung auf Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM).

Der Klimawandel habe bereits heutzutage „einen immer größeren Einfluss auf die Entscheidung der Menschen, ihre Heimat zu verlassen“, sagte der Klimakoordinator der Hilfsorganisation Care, Charles Ehrhart. Zwar lasse sich der Klimawandel kaum klar von anderen Problemen wie politischen Wirren, Wirtschaftskrisen oder Bevölkerungswachstum trennen, betonen die Wissenschaftler der Universität der Vereinten Nationen, der Columbia-Universität und Care International; aber bei der Ausprägung all dieser Probleme spiele die Erderwärmung eine entscheidende Rolle.

„Normalerweise stufen wir die Armen als jene ein, die am meisten leiden werden“, sagte Alexander de Sherbinin von der Columbia-Universität in New York. „Aber möglicherweise werden die reichen Gesellschaften ebenso verlieren. Dieser Bericht lässt die Alarmglocken läuten.“

Trotz der Bedrohung bringen die Klimaverhandlungen in Bonn bislang kaum Fortschritte. UN-Klimachef Yvo de Boer kritisierte die Industrieländer für ihre vorgelegten Reduktionsziele. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von sehr schwierigen Verhandlungen auf dem Weg zu einem neuen, globalen Klimaschutzabkommen. Man werde die Entwicklungs- und Schwellenländer nur überzeugen, wenn die Industrieländer wirklich signifikante Beiträge zum CO2-Abbau leisteten, sagte Merkel.

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