Mappus’ teurer Atomdeal

BADEN-WÜRTTEMBERG AKW-Aus kostet das Land Millionen – wegen der Beteiligung an EnBW

STUTTGART/BERLIN taz | Der Kauf von Anteilen am Energiekonzern EnBW kettet Baden-Württemberg nicht nur langfristig an die Atomkraft – er dürfte das Land auch Millionen kosten. Nach Berechnungen des Öko-Instituts für die sonntaz kostet die Abschaltung von Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 den Betreiber Tag für Tag mindestens 1,5 Millionen Euro. Beide Reaktoren gehören dem EnBW-Konzern, an dem das Land seit kurzem 45 Prozent hält.

Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hatte sein Land zum AKW-Betreiber gemacht. Im Dezember kaufte er der französischen EDF ihre EnBW-Aktien ab. Fast im Alleingang fädelten er und ein alter Kumpel, der jetzt Banker ist, den Milliardendeal ein. Nun inszeniert Mappus vor der Landtagswahl am 27. März eine Kehrtwende. Am Freitag sagte er: „Ein Atomfetischist war ich nie.“ Weil er zwei EnBW-Reaktoren abschalten ließ, fallen nun Erlöse aus. Dadurch verringert sich möglicherweise die Dividende, die der Konzern den Aktionären zahlt. Aus dieser jedoch wollte Mappus die Zinsen für das Darlehen finanzieren, das das Land für den Kauf aufgenommen hat. Im Zweifel muss der Steuerzahler einspringen.

Grünen-Spitzenkandidat Winfried Kretschmann sagte im taz-Interview: „Wir haben mit dieser EnBW in jeder Hinsicht einen richtigen Klotz am Bein.“ Dennoch erklärte er: „Auch mit Mappus wird in Ausnahmesituationen geredet und verhandelt.“

In Stuttgart werden am Samstag Zehntausende zu einer Demo gegen Mappus’ Bahnhofs- und Atompolitik erwartet. LÖW

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