Let‘s face it!

BIOMETRIE Mit dem Handy auf ein beliebiges Gesicht zielen und sofort alles über den anderen wissen: Mit Facebook könnte das bald Wirklichkeit werden. Norddeutsche Datenschützer legen sich jetzt mit dem US-Riesen an. Ist die Privatsphäre noch zu retten?

BERLIN taz | Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar will Facebook falls nötig mit rechtlichen Mitteln zwingen, höhere Standards bei der automatischen Gesichtserkennung einzuführen. Bis zum 7. November müsse das Unternehmen sagen, wie es seine Forderungen erfüllen will, sagte Caspar der sonntaz: „Die Zeit für Verhandlungen ist jetzt vorüber. Wir brauchen eine klare Bestätigung, dass Facebook unsere Vorgaben umsetzen will.“

Caspars Horrorvision: Jeder Mensch kann überall mit der Handykamera erkannt werden: egal ob im Café, bei der Demo oder in der U-Bahn. Eine Grundlage dafür legt Facebook mit der Gesichtserkennung, die das Netzwerk selbst „Fotomarkierungen“ nennt. Dabei werden Namen zu Gesichtern von „Freundinnen“ vorgeschlagen, wenn man deren Bilder auf die Facebook-Seiten lädt.

Forscher der Carnegie Mellon University in den USA haben kürzlich vorgeführt: Mit Datenbank voller Fotos und Nutzerinformationen und einer selbst programmierten iPhone-App lassen sich Name und Profildaten zu einem beliebigen Gesicht herausfinden.

Caspar befürchtet weitreichende Konsequenzen: „Der bisherige Begriff der Privatsphäre wird sich durch die flächendeckende Einführung der automatisierten Gesichtserkennung tiefgreifend verändern.“

Sollte Facebook nicht auf seine Forderung eingehen, werde er rechtliche Maßnahmen ergreifen, droht Caspar. Der Datenschützer könnte dann mit einem Bußgeld oder einer Unterlassungsverfügung reagieren. Konkret fordert er, transparenter zu informieren und die Zustimmung der Nutzer einzuholen.

In einer anderen Auseinandersetzung mit dem Onlinekonzern versucht der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragten Thilo Weichert zu verhindern, dass das Unternehmen über seinen Like-Button auch auf fremden Internetseiten massenweise Daten sammelt. Dieser weiß-blaue Daumen findet sich mittlerweile auf tausenden Seiten und dient dazu, Texte, Bilder oder Videos Facebook-„Freundinnen“ weiterzuempfehlen.

Gesichtserkennung und der Button helfen Facebook, seine Mitglieder genau zu identifizieren, ihre Vorlieben zu erforschen und dieses Wissen an die Werbewirtschaft zu verkaufen. GERN

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