Zwerg gerettet

ZYPERN EU-Finanzminister gewähren doch Milliardenhilfen. Der Inselstaat kürzt Bankguthaben ab 100.000 Euro radikal

BERLIN afp/dpa/taz | Der Staatsbankrott in Zypern ist im letzten Moment abgewendet worden. Die Finanzminister der Eurozone beschlossen am frühen Montagmorgen in Brüssel, dem Land bis zu 10 Milliarden Euro an Hilfen zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug soll Zyperns Bankensektor umstrukturiert werden, zudem ist ein Abschlag auf Bankguthaben von mehr als 100.000 Euro bei der Bank of Cyprus in Höhe von etwa 30 Prozent vorgesehen.

Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) gedroht, Zypern den Geldhahn zudrehen, wenn es bis Montagabend keine Einigung gegeben hätte.

Zu den Verlierern gehört die orthodoxe Kirche der Insel, die nach eigenen Schätzungen 100 Millionen Euro abgeben muss. Die Börsen gehörten hingegen zumindest kurzfristig zu den Gewinnern. Aktien- und Eurokurse stiegen am Morgen zunächst deutlich an, ließen dann aber wieder nach. Trotz der vorläufigen Rettung des Inselstaats hat der Euro insgesamt an Vertrauen verloren, da erstmals auch die Spareinlagen in Frage gestellt wurden. „Es ist eine Vertrauenskrise entstanden bei Kleinsparerinnen und Kleinsparern, auch über Zypern hinaus“, beklagte etwa Katrin Göring-Eckardt (Grüne).

Experten fürchten, dass die Kleinsparer bei einer erneuten Zuspitzung der Lage in deutlich größeren Ländern wie Portugal, Italien oder Spanien versuchen könnten, ihre Bankkonten zu leeren. GA

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Riese wankt
EURO Der Kurs der Einheitswährung profitiert nur kurz. Langfristig leidet der Euro unter einem elementaren Vertrauensverlust