Israel zielt auf Hamas-Militärchef

GAZA Krieg nach Bruch der Waffenruhe wieder voll entbrannt. 90 Nahost-Experten fordern Kurswechsel der Bundesregierung gegenüber Israel

BERLIN taz | Nach dem Scheitern der Waffenruhe-Verhandlungen in Kairo ist der Gaza-Krieg wieder eskaliert. Nach Angaben der Hamas kamen bei dem Luftangriff auf ein Haus in Gaza am Dienstagabend die Ehefrau und der kleine Sohn von Mohammed Deif ums Leben. Israel bestätigte am Mittwoch, es habe versucht, den einflussreichen Militärchef der im Gazastreifen herrschenden Hamas zu töten. Bei einem weiteren Luftangriff wurden acht Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet, binnen Stunden starben insgesamt 19 Palästinenser. Militante Gruppen feuerten aus Gaza rund 140 Raketen auf Israel ab.

Mehr als 90 deutsche Nahostexperten haben unterdessen die Bundesregierung zu einem Kurswechsel gegenüber Israel aufgerufen. In einem offenen Brief fordern sie mehr Einsatz für einen dauerhaften Waffenstillstand und ein Ende der Blockade des Gazastreifens. „Ohne Aufhebung der Blockadepolitik gibt es keinerlei Entwicklungsperspektive für die Menschen in Gaza und keine Chance für die Zweistaatenlösung“, schreiben sie.

„Die Hamas bleibt, ungeachtet der Aktivitäten ihres militärischen Flügels, eine populäre politische Partei“, heißt es in dem Aufruf. Der Dialog mit ihr sollte nicht länger verweigert werden.

Die Experten fordern zudem, die deutschen Waffenexporte an Israel zu überdenken. Beim Wiederaufbau des Gazastreifens solle Deutschland außerdem von Israel Kompensationen für die Zerstörung ziviler Infrastruktur einfordern, die seit Jahren mit Geldern der EU und Deutschlands finanziert werde. Zu den Erstunterzeichnern gehören Ulrike Freitag, Direktorin des Zentrums Moderner Orient in Berlin, Udo Steinbach, Gründungsdirektor des Giga-Instituts für Nahoststudien, ehemalige Botschafter und führende Mitarbeiter der Heinrich Böll Stiftung und von medico international.

Schwerpunkt SEITE 4