Ausgeladen von der Queen

Weil Nick Griffin Schwarze als „Sklavenmischlinge“ bezeichnete und den Holocaust leugnete, erhielt er eine Bewährungsstrafe

Königin Elisabeth hat es sich anders überlegt. Zunächst war Nick Griffin, Chef der rechtsextremen British National Party (BNP), zu ihrer Gartenparty im Londoner Buckingham-Palast eingeladen, weil ihm das als Europaabgeordnetem zustand, doch am Donnerstag, zwei Stunden vor Eintreffen der ersten Gäste, erhielt er vermutlich nach Rücksprache mit der Regierung die Ausladung. Er habe die Einladung für politische Zwecke ausgenutzt, hieß es in der Begründung.

Griffin hatte in einem Fernsehinterview geprahlt, dass seine Teilnahme an der Gartenparty beweise, wie weit seine Partei es gebracht habe: Er werde „eine Million britischer Patrioten“ repräsentieren. Der Sprecher der Queen sagte, Griffins Äußerungen haben das Sicherheitsrisiko erhöht und Unbehagen bei anderen Gästen ausgelöst. Griffin bezeichnete die Entscheidung als Doppelmoral. Niemand habe ihm gesagt, dass er über die Einladung nicht sprechen dürfe – andere hätten das auch getan.

Griffin wurde 1959 in Barnet bei London geboren. Sein Vater Edgar Griffin war damals Tory-Stadtrat, seine Mutter Jean kandidierte 1997 und 2001 bei den britischen Parlamentswahlen für die BNP. Griffin besuchte als einer von zwei Jungen die Mädchenschule Saint Felix in Southwold, danach studierte er Jura am Downing College in Cambridge. Bereits mit 14 Jahren war er der rechtsextremen National Front beigetreten.

1995 trat er der BNP bei und wurde bald darauf Parteisprecher. Weil er 1998 Schwarze als „Sklavenmischlinge“ bezeichnete und den Holocaust leugnete, wurde er zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Ein Jahr später wurde er zum Parteivorsitzenden gewählt.

Nach den Europawahlen im vorigen Jahr zogen Griffin und sein Parteikollege Andrew Brons ins Europaparlament ein. Bei den Wahlen im Mai musste die BNP jedoch eine vernichtende Niederlage einstecken: Sie gewann keinen Parlamentssitz und verlor die meisten ihrer Bezirksverordneten.

Griffin lebt mit seiner Frau Jackie, die im BNP-Parteibüro arbeitet, und seinen vier Kindern, von denen zwei in der BNP aktiv sind, auf einem Bauernhof in Wales. Zurzeit arbeitet er an seiner Autobiografie. Die Gartenparty bei der Königin wird darin wohl nicht vorkommen. RALF SOTSCHECK