Der Chef von Thilo Sarrazin

Das Gefühl, Recht zu haben und nicht erhört zu werden, kennt Axel Weber. Schon beim ersten Blindflug Thilo Sarrazins vor einem Jahr wollte der Bundesbankchef seinen allgemeinpolitisch interessierten Mitarbeiter rauswerfen. Bei seinen Vorstandskollegen fand er damals aber keine Mehrheit.

Auch den Crash durch gefährlich aufgeblähte Bankgeschäfte von 2008 hatte Weber kommen sehen: „Ich kannte das Problem, aber ich konnte nichts dagegen tun.“ Als der Ökonom sich schließlich in diesem Frühjahr heftig gegen die Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) wandte, den maroden griechischen Haushalt mit dem Kauf von Staatsanleihen zu stützen, blieb er nicht nur unerhört. Er bezog heftige Prügel.

Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman nannte den 53-Jährigen in der Zeit ein „Risiko für den Euro“. Einen „so konservativen“ Präsidenten könne sich die EZB nicht leisten. Chef der EZB, tatsächlich werden dem Rheinland-Pfälzer Ambitionen auf das Amt nachgesagt. Weil im nächsten Jahr die Amtszeit des Franzosen Jean-Claude Trichet endet, wird hinter den Kulissen heftig um die Nachfolge gekungelt. Ein hilfreicher Schubs Angela Merkels bei dem Karriereschritt ist nach dem auch von ihr geforderten Rauswurf Sarrazins wieder wahrscheinlicher.

Wie befremdlich dessen schrille Töne dem Wirtschaftsprofessor Weber waren, lässt sich nur erahnen. Im Zuge seiner Laufbahn entwickelte er Leidenschaft für die Theorie des Geldes und Währungspolitik. Seine wissenschaftliche Karriere führte ihn von der Gesamthochschule Siegen über Stationen in London, Washington und Bonn schließlich an die Uni Köln. Dort lehrte er bis 2004 internationale Ökonomie, bevor er an die Spitze der Bundesbank wechselte.

Schon zwei Jahre zuvor war er auf Vorschlag der rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) zu einem der „fünf Wirtschaftsweisen“ berufen worden. Als öffentlichkeitsscheu bekannt, gab er auch in diesem Amt kaum Interviews. Der Vater zweier Kinder, der von sich sagt, er liebe es zu wandern und zu joggen, arbeitet gerne effizient im Hintergrund – dort, wo er Gehör findet, ob er nun Recht hat oder nicht. HOL