Assad schickt mehr Soldaten

DAMASKUS Korrespondentenberichten zufolge ist die oppositionelle Freie Syrische Armee in der Hauptstadt und ihrer Umgebung zunehmend präsent

AMMAN/BERLIN rtr/taz | Unbeeindruckt von internationalen Bemühungen um ein Ende der Gewalt in Syrien verschärft die Regierung in Damaskus ihren Kampf gegen die Aufständischen. Einen Tag nach dem Stopp des arabischen Beobachtereinsatzes schickte Präsident Baschar al-Assad am Sonntag hunderte Soldaten in die von Rebellen kontrollierten Außenbezirke der Hauptstadt. Bei dem Einmarsch mit Dutzenden Panzern seien mindestens fünf Zivilisten getötet worden, sagten Regierungsgegner weiter.

Bereits am Samstag seien bei Assads Offensive in den Vororten zwölf Menschen getötet worden, sagten Oppositionelle. Die Armee versuche, die von Rebellen gehaltenen Viertel zurückzuerobern. Die am Sonntagmorgen in einem weiteren Vorort etwa 2.000 eingerückten Soldaten seien Verstärkung für die Truppen, die schon andere Außenbezirke belagern. Dort verschlechterte sich die Lage den Regierungsgegnern zufolge dramatisch.

„In Feldlazarette umgewandelte Moscheen fordern Blutkonserven an“, berichtete ein Assad-Kritiker per Satellitentelefon aus einem der Vororte. Die Strom- und Benzinversorgung sei unterbrochen. Die Armee hindere die Menschen daran, anderswo Treibstoff zu besorgen. Ein Korrespondent der britischen BBC hatte am Samstag berichtet, er habe in Damaskus und in der näheren Umgebung Deserteure gesehen, die sich der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA) angeschlossen haben und dort Stützpunkte unterhalten. In dem Ort Sabadani sei sogar ein Waffenstillstand zwischen der FSA und den Kräften des Regimes ausgehandelt worden. In der Hauptstadt seien FSA-Leute in den Vierteln, in denen sie auftauchten, als Helden begrüßt worden. Der BBC-Korrespondent wies jedoch zugleich darauf hin, dass das Assad-Regime sehr wohl noch Anhänger in der Bevölkerung habe.

Nach Angaben von Oppositionellen übernahmen Deserteure am Sonntag in einigen Gebieten der Unruheprovinz Homs die Kontrolle. Wie die Organisation syrischer Menschenrechtsbeobachter berichtete, hatte es zuvor heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Deserteuren in der Stadt al-Rastan gegeben.

Gefechte gab es auch in dem von Rebellen gehaltenen Ort Rankus nördlich von Damaskus. Außerdem wurden bei zwei Anschlägen insgesamt 16 syrische Soldaten getötet. B.S.