„Den Kurs meiner Partei fand ich falsch“

INITIATOR Der CDU-Abgeordnete Stefan Kaufmann (CDU) ist zuversichtlich, dass sich die Initiative durchsetzt. Trotz aller Vorbehalte

■ Der 42-jährige Stuttgarter ist der einzige geoutete schwule Parlamentarier der CDU-Bundestagsfraktion. Er hat in seiner Fraktion den Vorstoß zur steuerlichen Gleichstellung von homosexuellen Paaren mitinitiiert.

taz: Herr Kaufmann, wie lebt es sich eigentlich in der Unionsfraktion als einziger geouteter schwuler Abgeordneter?

Stefan Kaufmann: Ganz gut. Man geht völlig normal mit mir um. Aber natürlich gibt es hin und wieder, vor allem von älteren Abgeordneten, die klassischen Sprüche. Da bin ich aber abgehärtet.

Jetzt haben Sie sogar zusammen mit anderen CDU-Abgeordneten den Vorstoß zur steuerlichen Gleichstellung von Homopaaren initiiert. Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten innerhalb der Unionsfraktion ein?

Problemlos wird das sicher nicht durchgehen. Gerade in der CSU gibt es noch immer Vorbehalte gegen eine Gleichstellung. Aber andererseits hat sich in der Union in den vergangenen Monaten einiges getan. Viele Kollegen sehen das Thema heute viel unverkrampfter als früher.

Denken Sie wirklich, dass Sie dem rechten Flügel der Union eines seiner letzten Tabus so schnell abringen können?

Ich bin zuversichtlich und gerne bereit, in die Auseinandersetzung zu gehen. Zumal das eigentlich dicke Brett für sie doch das Adoptionsrecht für Homosexuelle ist …

weshalb Sie das auch nicht in Ihre Forderungen aufgenommen haben?

Sicherlich. Selbst viele Kollegen, die der steuerlichen Gleichstellung wohlwollend gegenüber stehen, müssten da noch überzeugt werden.

Wie kam es zu dem jetzigen Vorschlag?

Am Rande der Abstimmung über die Anträge der Grünen zur steuerlichen Gleichstellung im Juni…

bei der Sie sich zwar enthalten haben, der Großteil der Union aber noch dagegen gestimmt hat?

Ja, so läuft es nun einmal im parlamentarischen Geschäft. Ich hatte große Sympathien mit dem Antrag. Den Kurs meiner Partei fand ich nicht richtig. Jedenfalls haben sich ein paar CDU-Kollegen da zusammengetan und entschieden, dass wir nach der Sommerpause einen eigenen Vorstoß unternehmen.

Warum jetzt? Sie argumentieren mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Familienzuschlag für Beamte. Derartige Urteile gab es aber Dutzende in den vergangenen Jahren.

Es ist jetzt immer deutlicher geworden, dass das Gericht auch in Zukunft entsprechend für die Gleichstellung urteilen wird. Wir wollten in die Offensive gehen und uns den politischen Kurs nicht von Gerichten diktieren lassen. INTERVIEW: PAUL WRUSCH