Ein Routinier des TV-Journalismus

Hat Thomas Roth eigentlich das BMW-Cabrio noch, mit dem er in seiner Zeit als ARD-Hauptstadtstudioleiter durch Berlin-Mitte cruiste? Ja, cruiste, der rote Flitzer war Accessoire, Statement: Seht her, ich bin der fesche Thomas. Meine Frisur sitzt, mein Schnäuzer sowieso – auch wenn der Wind mal von vorne weht.

Nach Korrespondentenstationen in Johannesburg, Moskau und New York, wo er mit dem Ende der Apartheid und dem Putschversuch gegen Gorbatschow Weltgeschichte erlebte, darf der 61-Jährige sich nun also „Erster Moderator der ‚Tagesthemen‘“ auf die Visitenkarten drucken lassen. „Ich denke, ich kann nach 33 Berufsjahren auch in sehr schwierigen Gebieten und Situationen eine Menge Erfahrung in das Team und in die Moderation der ‚Tagesthemen‘ einbringen“, sagte Roth, Wunschkandidat des WDR-Intendanten Tom Buhrow, seinem Vorgänger als Anchorman im Ersten.

Mit Roth hat sich Buhrow für einen der größten Routiniers im deutschen TV-Journalismus entschieden – und gegen die bisherige und künftige Vertretung Ingo Zamperoni, 39. Schon 1995 mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet, ist Roth so versiert wie old school.

„Information muss für uns zuerst Rüstzeug für die Bürger sein“, beschreibt er sein Berufsverständnis. Nach Rock ’n’ Roll klingt das nicht gerade – auch wenn seine Lieblingsband die Rolling Stones sind. Roth, als Moderator erprobt beim „Bericht aus Berlin“, wird bestimmt kein schlechter „Tagesthemen“-Anchorman sein, aber dennoch eine Zwischenlösung bleiben: ein in Ehren ergrauter Reporter, der die Welt nun bis zur Rente 2016 aus dem Hamburger ARD-aktuell-Studio erklären wird. Die Revolution muss warten.

Zumindest für Cabriofahrer ist der Umzug von New York nach Hamburg übrigens kein Abstieg. Um die Hansestadt herum gibt es herrliche Strecken. DAVID DENK