Taliban gegen „Horde von Ausländern“

PAKISTAN Nach Dammbruch sind noch mehr Menschen auf der Flucht. Taliban drohen Helfern mit Gewalt

KARATSCHI/ISLAMABAD apn/dpa | In den Flutgebieten der südpakistanischen Provinz Sindh haben die Wassermassen des Indus innerhalb von 48 Stunden mehr als eine Million weitere Menschen in die Flucht getrieben. Das teilte eine UN-Sprecherin am Freitag in Islamabad mit. Etwa 300.000 Menschen mussten nach Angaben der Behörden ihre Häuser und Höfe verlassen, nachdem in der Region Thatta am Freitag ein Deich brach. Bereits am Donnerstag mussten sich in dem Küstendistrikt, in dem der Indus ins Arabische Meer fließt, Hunderttausende vor den Wassermassen in Sicherheit bringen. Wie ein Sprecher der örtlichen Verwaltung mitteilte, suchen viele Menschen Schutz auf Anhöhen in der Region. Zehntausende Flüchtlinge hätten sich auf den Weg in die 100 Kilometer westlich gelegenen Hafenmetropole Karatschi gemacht.

Das US-Außenministerium warnte Helfer in Pakistan unterdessen vor möglichen Anschlägen. Es gebe Informationen über eine Bedrohung durch Gruppen wie die radikal-islamischen Taliban, sagte Sprecher Philip Crowley am Donnerstag in Washington. „Dass die Extremisten das überhaupt erwägen, zeigt, wie sehr sie das Wohlergehen der Bevölkerung missachten.“

Ein Sprecher der pakistanischen Taliban, Azam Tariq, hatte der Nachrichtenagentur AP per Satellitentelefon gesagt, den USA und anderen Staaten, die Hilfe zugesagt hätten, gehe es nicht wirklich um die Flutopfer. Da zudem keine Hilfe die betroffenen Menschen erreiche, „ist diese Horde von Ausländern für uns in keiner Weise akzeptabel“.

Tariq deutete nach den Worten des AP-Korrespondenten am Donnerstag deutlich an, dass die militanten Extremisten zur Gewalt greifen könnten. UN-Nothilfekoordinator John Holmes sagte dazu in New York, die Vereinten Nationen nähmen diese Drohungen sehr ernst.