Sieg für Mapuche

CHILE Hungerstreik nach Zugeständnissen der Regierung aus „humanitären Gründen“ beendet

BUENOS AIRES taz | Der Konflikt zwischen Chiles Regierung und einer Gruppe hungerstreikender Mapuche-Indianer ist beendet. Die letzten zehn Hungerstreikenden brachen am Wochenende ihre Aktion ab, nachdem Staatspräsident Sebastián Piñera am Freitag eine Verfassungsänderung in Aussicht gestellt hatte. Er werde umgehend den Kongress auffordern, mit der Debatte eines Gesetzes zu beginnen, das die Anerkennung der Urbevölkerung in der Verfassung festschreibt, sagte Piñera. „Ich glaube, es wurde schon viel Zeit vertrödelt“, so der Präsident.

Die Ureinwohner sitzen auf der Grundlage eines Antiterrorgesetzes aus der Pinochet-Diktatur (1973–1990) in Untersuchungshaft. Ihnen wird unter anderem versuchter Mord, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Gewalt gegen die Polizei, Brandstiftung und Holzdiebstahl vorgeworfen. Mit dem Hungerstreik hatte sie gegen die Anwendung des Antiterrorgesetzes protestiert. Innenminister Rodrigo Hinzpeter erklärte am Freitag, dass die Regierung alle Anzeigen nach dem Antiterrorgesetz zurückgezogen und in Anzeigen nach dem Strafrecht umgeändert hat. Das gelte auch für die zehn Mapuche, die Anfang letzter Woche den Vorschlag der Regierung noch abgelehnt hatten.

Ein Sprecher der zehn Mapuche sagte, man sei zwar nicht zufrieden, werde den Hungerstreik jedoch aus „humanitären Gründen“ abbrechen. Sieben der zehn im Hungerstreik verbliebenen Mapuche waren schon vor Wochen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. 30 andere hatten bereits Anfang vergangener Woche den Hungerstreik beendet.

JÜRGEN VOGT