„Massaker hätte verhindert werden können“

USA Der Mann, der im Kino von Aurora 2012 wild um sich schoss, soll Wochen zuvor seiner Psychiaterin von Mordfantasien berichtet haben. Die Witwe eines Opfers verklagt jetzt die Ärztin wegen Nichtstuns

LOS ANGELES afp | Die Witwe eines Opfers des Amoklaufs vom Kino in Aurora im Juli vergangenen Jahres hat Klage gegen die Psychiaterin des mutmaßlichen Täters eingereicht. Nach Justizangaben vom Mittwoch wirft Chantel Blunk der Ärztin Lynne Fenton Fahrlässigkeit vor: Die Psychiaterin habe den wegen des Massakers angeklagten James Holmes nicht festnehmen lassen, obwohl er ihr rund einen Monat vor dem Amoklauf von Mordfantasien erzählt habe.

Holmes habe Fenton als Direktorin des psychologischen Dienstes der von ihm besuchten Universität von Colorado am 11. Juni 2011 von seinen Phantasien berichtet, „viele Menschen zu töten“, hieß es in der bei Gericht in Denver im US-Bundesstaat Colorado eingereichten Klageschrift. Fenton habe das Team zur Gefahreneinschätzung der Uni zwar informiert. Als sie gefragt worden sei, ob sie es befürworte, ihren Patienten 72 Stunden zur psychiatrischen Untersuchung festzuhalten, habe sie jedoch verneint.

Die Ärztin habe „gewusst, dass James Holmes gefährlich ist“, hieß es in der Klageschrift. Dennoch habe sie sich nicht die „vernünftigen Vorkehrungen“ getroffen, mit denen das Massaker hätte verhindert werden können, argumentiert die Klägerin. Ihr Mann Jonathan war eines der zwölf Todesopfer von Aurora.

Die Klage richtet sich gegen die Psychiaterin, fünf weitere Personen und die Universität von Colorado. Nach einer ersten Überprüfung der Klage halte die Uni-Leitung diese für „juristisch und faktisch unbegründet“.

Holmes wird beschuldigt, in der Nacht zum 20. Juli 2012 in einem Kino in Aurora nahe Denver zwölf Menschen erschossen und 58 weitere verletzt zu haben. In der vergangenen Woche entschied ein Richter, dass der 25-Jährige zurechnungsfähig sei und ihm der Prozess gemacht wird. Die Anklage soll am 12. März verlesen werden.