Die Säbel rasseln immer lauter

KOREA-KONFLIKT Die USA bauen Raketenabwehr in Guam auf. Nordkorea verlegt weitreichende Rakete an seine Ostküste

„Nordkoreas Taten bedeuten eine klare und reale Gefahr“

C. Hagel, US-Verteidigungsminister

VON SVEN HANSEN

BERLIN taz | Die USA haben die Verlegung eines Raketenabwehrsystems auf die Pazifikinsel Guam angekündigt. Washington betreibt auf der 3.000 Kilometer von Nordkorea entfernten Insel eine Luftwaffen- und Marinebasis. Mit der Installation des Raketenabwehrsystems Thaad reagiert die US-Regierung nach eigenen Angaben auf Drohungen Nordkoreas, US-Basen in Japan, Guam und Hawaii anzugreifen. Thaad soll in wenigen Wochen und damit zwei Jahre früher als geplant einsatzbereit sein.

US-Verteidigungsminister Chuck Hagel sagte am Mittwoch, die Nordkoreaner „haben jetzt nukleare Fähigkeiten. Sie haben die Fähigkeit für ein Trägersystem. Und sie haben ihre kriegerische, gefährliche Rhetorik verstärkt, und einige ihrer Taten der letzten Woche bedeuten eine klare und reale Gefahr.“ Am Vortag hatte US-Außenminister John Kerry betont, die USA würden Nordkorea keinesfalls als Atommacht anerkennen.

Zuvor hatten die USA zwei Zerstörer mit Raketenabwehrraketen in den Westpazifik verlegt sowie eine schwimmende Radarstation. Im März war bereits die Verlegung von 14 Abfangraketen nach Alaska angekündigt worden sowie der Einsatz eines besonderen Radars in Japan. Auch verlegte Washington Tarnkappenbomber nach Südkorea.

Nach inzwischen drei Atomtests ist weiterhin unklar, wie einsatzfähig Nordkoreas Atomwaffe ist und ob seine Raketen überhaupt das US-Festland erreichen. Die meisten Experten halten Letzteres noch auf Jahre für ausgeschlossen.

Südkoreas Verteidigungsministerium berichtete am Donnerstag, Nordkorea habe eine Rakete an die Ostküste transportiert, wo es zwei entsprechende Testgelände gibt. Noch ist unklar, ob sie startbereit gemacht werde und für eine Übung oder einen Angriff genutzt werden soll. Entsprechende Vorbereitungen seien nicht zu erkennen. Unklar sei auch der Raketentyp. In Frage kommt eine Langstreckenrakete KN-08, die erstmals bei einer Militärparade im April 2012 gezeigt, aber noch nie getestet wurde. Sie hat laut Nordkorea 10.000 Kilometer Reichweite, andere Quellen halten dies für übertrieben. Die KN-08 ist einer Weiterentwicklung der Mittelstreckenrakete Musudan, die ebenfalls in Betracht kommt, deren Treffgenauigkeit aber unbekannt ist.

Südkoreas Verteidigungsminister Kim Kwan-jin sagte in Seoul, er halte den Ausbruch eines Krieges für unwahrscheinlich, nicht aber kleinere Provokationen. Nordkoreas Staatsmedien verbreiteten am Donnerstag eine Erklärung des Militärs, wonach dieses das Okay für atomare Angriffe auf die USA erhalten habe. Am zweiten Tag in Folge ließ Nordkorea auch keine Südkoreaner mehr in die Wirtschaftszone Kaesong einreisen. Mit der angedrohten Schließung der Zone schadet sich Nordkorea selbst, doch soll dies wohl zeigen, dass es Pjöngjang ernst meint.

Derweil sprach sich der britische Premier David Cameron angesichts von Nordkoreas Drohungen dafür aus, die britischen Atomwaffen beizubehalten.

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