Treffpunkt von Flüchtlingen abgefackelt

ANSCHLAG Das „Haus der 28 Türen“ am Oranienplatz ist in der Nacht zum Dienstag abgebrannt. Polizei geht von Brandstiftung aus. Installation wird vermutlich nicht wieder aufgebaut

Ein paar verkohlte Holzstangen ragen als Gerippe aus den Trümmern: Das „Haus der 28 Türen“ am Oranienplatz wurde in der Nacht zum Dienstag abgefackelt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus, bei Redaktionsschluss dauerten die Ermittlungen noch an. Für die Flüchtlinge, die den Pavillon als Treffpunkt nutzten, war die Nachricht ein Schock: „Da läuft etwas furchtbar schief. Die Gesellschaft sollte darüber nachdenken, warum so etwas nun schon das dritte, vierte Mal passiert“, sagte Adam Bahar, einer der früheren Bewohner des Protestcamps, der taz.

Laut Polizeimeldung von Dienstagmorgen hörte ein Passant gegen 0.50 Uhr einen Knall und entdeckte Flammen am Kunstobjekt. Gleichzeitig habe er einen Mann weglaufen sehen, der aufgrund der Personenbeschreibung kurz darauf festgenommen worden sei. „Da der Zeuge den Festgenommenen jedoch als Täter nicht wiedererkannte, wurde der 25-Jährige wieder entlassen“, heißt es in der Meldung.

Das in Leichtbauweise erstellte „Haus der 28 Türen“ hatte eine Künstlergruppe im September 2014 den Flüchtlingen vom Oranienplatz als Ersatz für das zuvor abgebrannte Versammlungszelt zur Verfügung gestellt. Zuvor war auch schon das Toilettenhäuschen des Camps angezündet worden.

Das Kunstwerk, das zuvor zwei Monate auf dem Tempelhofer Feld ausgestellt worden war, ist eine kritische Auseinandersetzung mit der restriktiven EU-Asylpolitik, die Türen stehen für die 28 EU-Staaten. Die Installation werde voraussichtlich nicht wieder aufgebaut, sagte Harald Glöde von der Menschenrechtsorganisation „Borderline Europe – Menschenrechte ohne Grenzen“, die mit den Künstlern zusammenarbeitete.

Im Zuge der Räumung des Protestcamps im vorigen April hatten die Flüchtlinge mit dem Senat vereinbart, dass ein Versammlungszelt und ein Infopoint am Platz bestehen bleiben können. Doch die Jurte, die für Versammlungen diente, wurde im Juni ebenfalls Opfer eines Brandanschlages, Zeugen sahen damals zwei wegrennende Jugendliche. Die Ermittlungen gegen unbekannt wurden im November eingestellt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der taz. SUM