Mündige Bürger husten Nazis was

ZIVILCOURAGE In der BVV Treptow-Köpenick sabotieren Bürger einen Auftritt des „Henker“-Kneipenwirts

Das Bezirksamt Treptow-Köpenick soll die Kneipe „Zum Henker“ schließen. Das beschloss die BVV am Donnerstagabend. „Für so ein nationales Zentrum darf im Bezirk kein Platz sein“, so der linke Bezirksverordnete Hans Erxleben. Im „Henker“ habe sich die jetzt verbotene Kameradschaft „Frontbann 24“ getroffen. Hier hätten Veranstaltungen wie die Mobilisierung zum „Nationalen Antikriegstag“ in Dortmund stattgefunden. Zudem gab es eine Konzentration von Straftaten, „wie an keinem anderen Ort im Bezirk“, so Erxleben.

In der Bürgerfragestunde hatte „Henker“-Betreiber Paul Stuart Barrington wissen wollen, warum der Bezirk eine Kneipe schließen wolle, die Steuern zahle und Arbeit schaffe. Zum Verlesen kam er nicht: Viele Menschen in dem bis auf die Stehplätze gefüllten Raum begannen laut zu husten – keine autonomen Antifas, sondern überwiegend Menschen im Rentenalter, einige gehbehindert.

BVV-Vorsteher Siegfried Stock (SPD) empfahl den Gästen Bonbons, ließ die Sitzung zweimal unterbrechen und drohte mit Rauswurf. Schließlich las Barrington doch – von lautem Husten übertönt. Gabriele Schöttler (SPD), Bürgermeisterin und gelernte Krankenschwester, zeigte Verständnis: „Aus meinen medizinischen Kenntnissen weiß ich, dass man in manchen Situationen einen solchen Hals kriegt, dass man Reize nicht zurückhalten kann.“ Auch Schöttler hatte der Hustenreiz übermannt.

Der Bezirk hat kaum Möglichkeiten, die Kneipe zu schließen. Er kann auf den Vermieter einwirken, aber das tut er seit rund einem Jahr ohne Erfolg. Alternativ könnte er dem „Henker“ wegen der Delikte die Schankerlaubnis zu entziehen. Das juristisch wasserfest hinzubekommen ist schwierig. MARINA MAI