… CHRISTIAN WULFF?
: Ins Büro fahren

Die Immobilie klingt okay und ist nicht mit Kredit belastet: drei große Räume in der Wilhelmstraße 60, zentral gelegen, von den Vormietern in gepflegtem Zustand hinterlassen. Endlich hat Exbundespräsident Christian Wulff wieder ein eigenes Büro in Berlin. Einzig die Nachbarn gegenüber – Diplomaten von der britischen Botschaft – sind nicht ganz so bodenständig und schützenfestaffin, wie Wulff das aus seiner Hood Großburgwedel kennt. Doch Schwamm drüber: Wenn der Bundespräsident a. D. eines gut kann, dann ist das schließlich Abstriche machen. Und Hauptsache, er ist wieder richtig in Berlin präsent und kann sich ganz seinem Arbeitsalltag hingeben.

Morgens um 9 Uhr im Büro aufkreuzen, ein wenig im Internet surfen. Einen Schnack mit der Sekretärin und der Büroleiterin abhalten, die es zur Immobilie mit dazu gab. Etwa 280.000 Euro koste das Büro jährlich den Staat, errechnete der Spiegel. Was bloß soll Christian Wulff nun in diesen neuen Räumen mit seiner freien Zeit anstellen?

Inspiration kann er bei seinen Vorgängern finden: Bundespräsident Roman Herzog, dessen Büro in einem Heilbronner Mehrfamilienhaus liegt, schrieb nach seiner sechsjährigen Amtszeit Bücher, beriet Existenzgründer und hatte seine eigene Talkshow. Richard von Weizsäcker, von 1984 bis 1994 im Amt, sitzt in zahlreichen Kuratorien, ist Ehrenvorsitzender diverser Hilfsfonds und kann sich bis heute vor Einladungen kaum retten. Für sein Büro Am Kupfergraben musste er deshalb bereits eine Hilfskraft einstellen.

Doch wer will Christian Wulff einladen, der sagenhafte 19 Monate im Amt war? Wer will ihn zum Ehrenvorsitzenden machen? Und vor allem wovon? Rückhalt findet Wulff insbesondere bei Migrantenverbänden. Ihnen könnte er als Anwalt kostenlose Rechtsberatung anbieten. Dann wäre das Büro in der Wilhelmstraße immerhin sinnvoll genutzt. XLA Foto: dapd