Keine Toleranz für Kuttenträger

ROCKER Razzia in ehemaligem Moabiter Vereinsheim der Hells Angels. Polizei fürchtet, dass die Höllenengel sowie die verfeindeten Bandidos sich Verstärkung von außen für ihren Kleinkrieg holen

Die Polizei geht weiter entschlossen gegen die zunehmende Gewalt in der Rockerszene der Hauptstadt vor. In der Nacht zu Dienstag überprüften Beamte im Stadtteil Moabit 15 Mitglieder mehrerer Hells-Angels-Gruppen aus verschiedenen Bundesländern, wie aus Polizeikreisen zu erfahren war. Die Ermittler sind alarmiert: Nach Schüssen auf den Hells-Angels-Chef André S. und mehrere Bandidos rechnen sie damit, dass die verfeindeten Clubs derzeit Verstärkung aus anderen Bundesländern und dem Ausland anfordern könnten.

Bei der Razzia vor dem bisherigen Vereinsheim des Hells-Angels-Unterstützerclubs Red Devils in der Lehrter Straße seien auch eine Frau und sechs Fahrzeuge kontrolliert worden, sagte eine Polizeisprecherin. Nähere Hintergründe zu dem rund zweistündigen Einsatz, der bis Mitternacht dauerte, nannte sie jedoch nicht.

Messer beschlagnahmt

Weil sich ein 42-Jähriger bei der Durchsuchung seiner „Kutte“ wehrte, wird gegen ihn wegen Widerstands ermittelt. Zudem wurde das Messer eines 29-Jährigen beschlagnahmt. Zeitweise war die Lehrter Straße zwischen Perleberger und Kruppstraße gesperrt.

Nach Schüssen auf gegnerische Bandidos hatten Ermittler zuletzt auch dort etliche ortsfremde Mitglieder angetroffen. Ob es sich dabei um Verstärkung für die hiesigen Rocker handelt, ließ die Polizei offen. Der Konflikt der beiden Clubs in Berlin schwelt seit Jahren – es geht um Macht und viel Geld aus kriminellen Geschäften.

Nach zahlreichen Razzien, dem Clubverbot einer Gruppe der Hells Angels sowie mehreren Überläufen ist die Rockerszene in Berlin und Brandenburg in Aufruhr. Mitte Juni war André S., der 47-jährige Chef der Hells Angels MC Nomads, vor seinem Lokal in Hohenschönhausen niedergeschossen worden. Ermittler waren danach von Racheakten ausgegangen.

Die Ermittlungsbehörden wollen nun mit einer „Null Toleranz“-Linie gegen die Rocker vorgehen. Wegen der sich verschärfenden Lage warnte die Polizeiführung ihre Beamten vor gewaltbereiten Rockern. Neben den bekannten Macheten, Messern und Knüppeln könnten die Kriminellen auch Schusswaffen sowie Sprengstoff mit sich führen und auch einsetzen, heißt es in einem internen Schreiben. Ein Auge haben sollten die Einsatzkräfte in Berlin auch auf Kutten tragende Verstärkung aus dem Ausland. DAPD