Die Aufmerksamkeit wiederbeleben

GUBEN Eine Website soll an den vor 14 Jahren zu Tode gehetzten Algerier Farid Guendol erinnern

14 Jahre ist es her, dass im brandenburgischen Guben der algerische Asylbewerber Farid Guendol Opfer einer rechten Hetzjagd wurde. Gegen das Vergessen stellt sich nun eine Initiative, die zum Todestag am Mittwoch eine Website online stellt, die an die Tat und auch den Umgang damit erinnern soll. „Wir hoffen darauf, mit der Webseite eine Debatte auszulösen und Leute anzusprechen, die gegen Rechtsextremismus aktiv werden und mitmachen wollen“, erläutert Alexandra Klei, eine der InitiatorInnen. Die Mitbegründerin der Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt Südbrandenburg hat gemeinsam mit Journalisten und Kollegen aus dem Bereich Rechtsextremismusforschung die Idee zur Webseite entwickelt.

Die Kleinstadt Guben in der Niederlausitz zählte zu den Städten in Deutschland, die in den 90er Jahren durch rechtsextreme Übergriffe auf Flüchtlinge traurige Berühmtheit erlangten: Am 13. Februar 1999 hetzten hier elf Jugendliche den Algerier Farid Guendoul in den Tod. Er sprang aus Angst vor seinen Verfolgern durch die Glastür eines Mehrfamilienhauses und verblutete kurze Zeit später. Er ist einer von 182 Menschen, die laut Opferfonds Cura seit 1990 in Deutschland durch rechtsextreme Gewalttaten zu Tode kamen.

Form der Erinnerung

„Die Erinnerung an solch einen Fall kann nicht mit dem Abschluss des Gerichtsverfahrens enden. Es muss auch andere Formen der Erinnerung geben“, sagt Alexandra Klei. Der damalige Gerichtsprozess zog sich mehr als eineinhalb Jahre hin. Wegen fahrlässiger Tötung wurden von den elf Angeklagten fünf zu Haftstrafen verurteilt, drei von ihnen auf Bewährung. In zweiter Instanz wandelte der Bundesgerichtshof das Urteil in Körperverletzung mit Todesfolge um.

Nachdem der Fall für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt hatte, wurde es wieder ruhiger in Guben. Doch die rechtsextremen Aktivitäten gingen weiter: ein Gedenkstein, der an die Tat erinnert, wurde mehrfach geschändet, immer wieder gab es rechtsextreme Übergriffe auf MigrantInnen und Linke.

Auf der Website, die Teil des Projekts Re:Guben ist, sollen Texte, Filme, Audiodateien und eine Chronik der Ereignisse in Guben zu finden sein, die ein Jahr lang auf den fünfzehnten Jahrestag der Tat im nächsten Jahr vorbereiten. Außerdem wollen die InitiatorInnen mit der Seite den Kontakt zu anderen Gruppen und Kampagnen herstellen und sie zu Wort kommen lassen.

Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Auseinandersetzung mit der Tat gelegt werden, denn hier sehen die InitiatorInnen Bedarf: Der heutige Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner (FDP) verharmloste den Tod damals als Verkettung unglücklicher Umstände. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtrat, Karl-Heinz Mischner, verwehrt sich gegen den Eindruck, Guben sei eine Nazihochburg. Guben unterscheide sich nicht von anderen deutschen Städten. Es habe seit über fünf Jahren keine Vorfälle mehr in dieser Richtung gegeben und es sei in der Stadt ruhiger geworden.

Ruhe hin oder her: Die NPD ist mit einem Sitz im Stadtrat vertreten. Auch Alexander Bode, der Haupttäter von 1999, kandidierte 2008 für die rechtsextreme Partei, verpasste aber den Einzug. ZOÉ SONA

www.re-guben.de