Hände weg von den Bädern

Chef will 14 Badeanstalten schließen und fünf neue bauen

VON STEFAN ALBERTI

Die Berliner würden ja nur ein bis zwei Mal im Jahr schwimmen gehen, da brauche es andere Angebote und nicht so viele Standorte. So begründet in Kurzform der neue Chef der Bäderbetriebe, warum er 14 Schwimmbäder schließen will. Mit der gleichen Argumentation ließen sich sofort all die staatlich hoch subventionierten Opernhäuser der Stadt schließen, weil die überwiegende Mehrheit sie noch nie von innen gesehen hat.

Mag ja sein, dass neue Spaß- und Wellness-Angebote neue Kunden locken, die viele Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen. Aber was ist mit Zehntausenden Schulkindern, für die bei weniger Bädern der Weg zum Schwimmunterricht noch länger wäre? Was mit den Kindern im Sportverein, für die es bei Trainingsflächen und -zeiten noch enger würde?

Keine Frage: Berlins Bäder machen millionenfach Miese. Aber das macht auch die BVG, und da streicht auch keiner als Reaktion mal ein paar U-Bahn-Linien. Und mit dem Anspruch, dass Daseinsvorsorge in staatliche Hand gehört, ist das Land dabei, fast anderthalb Milliarden auszugeben, nur um die Wasserbetriebe wieder komplett landeseigen nennen zu können. Warum also nicht akzeptieren, dass auch öffentliche Bäder zur Daseinsvorsorge gehören und ein Zuschussgeschäft sind?

Wer Sportlern und Hobbyschwimmern, Bahnenziehern und Planschern keinen Schaden zufügen will, kann hier nur sagen: Hände weg von den Bädern! Gut, dass ein wichtiger Mann wie SPD-Fraktionschef Raed Saleh das schnell getan hat.