Heinz Buschkowsky ist gescheitert

FLÜCHTLINGE IN NEUKÖLLN

Statt gegen Heim und Flüchtlinge zu poltern, stellten die Bürger Fragen

Da hatte es ihm offenbar mal die Sprache verschlagen: Heinz Buschkowsky, sonst lautester Bezirksbürgermeister der Stadt, mochte am Donnerstagabend nach der Bürgerversammlung zum geplanten Flüchtlingsheim in seinem Bezirk Neukölln keine Interviews mehr geben.

Vor der Versammlung hatte Buschkowsky der einladenden Bürgerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ noch unterstellt, „das Entstehen des Asylbewerberheims“ in der Späthstraße und die dortigen AnwohnerInnen für ihren Kampf gegen den Rechtsextremismus zu „instrumentalisieren“. Von der NPD und ihrer Demotour vor Flüchtlingsheimen sprach der Bürgermeister nicht.

Doch die BürgerInnen, die der Sozialdemokrat und seine Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung meinten vor Flüchtlingen schützen zu müssen, indem sie das geplante Heim möglichst weit weg von sonstigen Wohnhäusern platzierten, erwiesen sich auf der Versammlung als weit weniger schutzbedürftig und als mündiger, als ihrem Bürgermeister wohl lieb ist.

Statt gegen Heim und Flüchtlinge zu poltern, stellten sie Fragen, statt zu pöbeln, wurde diskutiert. Es zeigte sich in der traditionsreichen Neuköllner Fritz-Karsen-Schule ein ganz anderes Bild des Bezirks (und seiner BewohnerInnen), als dessen Bürgermeister es seit Langem zeichnet: ein Bild des vernünftigen Umgangs, des sachlichen Austauschs miteinander, wo BürgerInnen deutscher Herkunft Ängste formulieren und solche arabischer Herkunft, die einst selbst als Flüchtlinge kamen, heute als selbstverständlicher Teil der Bevölkerung mithelfen und mitdiskutieren können.

Schade, dass sich der alte Sozialdemokrat Heinz Buschkowsky, gebürtiger Neuköllner, Lokalpolitiker in seinem Bezirk seit fast 35, Bürgermeister oder Stadtrat seit fast 20 Jahren, das kurz vor Ende seiner politischen Laufbahn nicht als Erfolg ans Revers heften kann. Denn getragen wird dieses Neukölln von genau den besonnenen, dialog- und kompromissbereiten BürgerInnen, die er stets als naive Multikultiträumer abtat.

„Multikulti ist gescheitert“ – der Satz machte Buschkowsky berühmt. Doch es ist nicht Multikulti, was gescheitert ist – sondern Buschkowsky. ALKE WIERTH