Ein Zeichen von Hilfslosigkeit

Ein Coffeeshop ist Unsinn

VON BERT SCHULZ

Es ist wirklich in vielerlei Hinsicht vorbildlich und ehrenhaft, wie sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Problemen annimmt, die von allen anderen regierenden Politikern geflissentlich ignoriert werden. Und es ist völlig richtig, dass den Verkauf von Cannabis (und auch allen anderen sogenannten Drogen) nur kontrolliert, wer deren Verbreitung selbst in die Hand nimmt. Die grüne Bezirkschefin Monika Herrmann irrt dennoch, wenn sie meint, mit einem Coffeeshop würden sich die Schwierigkeiten im Görlitzer Park in Rauch auflösen.

Denn natürlich wäre die legale Haschbude selbst in Kreuzberg eine absolute Attraktion, die sich dank Facebook und Co. rasch bis nach Spanien, den USA etc. rumsprechen würde. Bereits kurz nach Eröffnung dürften sich Anwohner und Unentspannte die jetzt so kritisch beäugten Dealer zurücksehnen. Denn deren Zahl ist überschaubar, anders als die mauerparkähnlichen Massen von nah und fern, die vom süßlichen Kiff angelockt würden.

Eine Nummer zu groß

Das Problem ist simpel: Ein Coffeeshop wäre viel zu wenig für Berlin, ja selbst für Kreuzberg. Der Konsum illegaler Substanzen ist – so abgedroschen es klingt – eine gesamtgesellschaftliche Angelegenheit. Und eben nicht von einem einzelnen Bezirk einer einzelnen Stadt in Deutschland so zu steuern, dass er frei von unerwünschten Nebenwirkungen bleibt.

Man mag einwenden, dass der Vorstoß eher symbolischen Charakter hat und darauf abzielt, die Debatte über die notwendige Legalisierung von Cannabis neu zu entfachen. Zumal die Entscheidung letztlich der Bund fällt und dessen Zustimmung mehr als unwahrscheinlich ist. Sollte das so sein, würde es das Vorgehen des Bezirks noch ein bisschen hilfloser erscheinen lassen, als es ohnehin schon ist.