In Berlin kracht’s viel zu oft

STUDIE Viele andere deutsche Städte bieten mehr Sicherheit für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer

Im Verkehr dürfen Fehler keine schweren Folgen haben

FORDERUNG DES VCD

Bei der Verkehrssicherheit schneidet Berlin schlecht ab. Pro 10.000 Einwohner inklusive Reinpendlern verunglückten in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 46 Menschen auf der Straße. Damit ist Berlin auf Platz 25 unter den 81 deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Noch schlimmer: „Obwohl die Unfallzahlen im Verkehr insgesamt rückläufig sind, ist das Risiko, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, für jeden Einzelnen nach wie vor sehr hoch“, meint Kerstin Haarmann, Bundesgeschäftsführerin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der diesen Vergleich veröffentlicht hat.

Die Zahlen basieren auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Zwar sank die Zahl der Verunglückten in Berlin seit 2004 jährlich im Schnitt um 0,38 Prozent – doch im bundesweiten Durchschnitt ist der Rückgang dreimal so groß. Damit schneidet Berlin allerdings immer noch besser ab als Bremen, Dresden, Leverkusen, Augsburg, Leipzig und Nürnberg, in denen sogar immer mehr Menschen einen Unfall auf der Straße haben. Zu den Städten mit dem stärksten Rückgang gehören Hamburg, München und Düsseldorf.

Der Verkehrsclub Deutschland empfiehlt den Städten, nicht nur auf die klassischen Instrumente wie Unfallanalyse und Aufklärung zu setzen. Schon Kleinigkeiten wie eine verbesserte Markierung oder der Wegfall eines Parkplatzes an einer unübersichtlichen Stelle könne dabei helfen, Unfälle zu vermeiden. Auch der Umstieg vom Auto auf andere Verkehrsmittel sorge für mehr Schutz, sagt Anja Hänel, Verkehrsclub-Referentin für Verkehrssicherheit: „Jeder Weg, der statt mit dem Auto zu Fuß, per Rad, Bus oder Bahn zurückgelegt wird, bedeutet nicht nur eine geringere Gefährdung für Fußgänger und Radfahrer, sondern trägt zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bei.“ Auch ein strikteres Tempolimit führe zu weniger Unfällen. Der Verkehrsclub fordert: Verkehr müsse so gestaltet werden, dass menschliche Fehler keine schweren Folgen haben.

Grüne wollen Kontrollen

Die Grünen fordern, die Regeln im Straßenverkehr mit mehr Kontrollen durchzusetzen. „Wer sich rücksichtslos verhält, kommt weiter“, meint Claudia Hämmerling, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion. „Für alle Arten von Regelverstößen im Berliner Straßenverkehr gilt: Das Risiko, erwischt zu werden, ist minimal.“ Der rot-rote Senat setze mit seiner „Autobahn- und Straßenneubaupolitik ebenso aufs falsche Verkehrsmittel wie mit seiner rührenden Fürsorge für Temposünder“. So solle es mehr Blitzer geben, mit denen Verstöße gegen das Tempolimit geahndet werden. Während immer mehr Menschen mit dem Rad fahren, gebe es kaum mehr Radwege, kritisiert Hämmerling. Der Senat solle „statt der Straßenneubauorgien in mehr Platz für Fuß- und Radverkehr auf den Berliner Straßen investieren“. SEBASTIAN HEISER