Kaltes Licht in der Nacht

BELEUCHTUNG Ab Juni werden tausende Gaslaternen durch elektrische ersetzt

An „Jessica“ scheiden sich in Berlin die Geister. Christian Gaebler (SPD), Staatssekretär für Verkehr und Umwelt, wollte mit ihr eigentlich den Fortschritt ankündigen. Millionen-Einsparungen, Reduzierung der CO2-Emissionen und moderne Energie-Effizienz – das alles werde die Stadt mit der neuen Straßenleuchte erreichen. 8.000 veraltete Gasreihenleuchten werden von Juni an durch neue, elektrische Laternen ersetzt. Doch unter den Berlinern regt sich Widerstand. Der Verein Gaslicht-Kultur hält dagegen: Das Vorhaben sei weder ökonomisch noch ökologisch – und mache vor allem kurzen Prozess mit einem Berliner Kulturgut.

Seit dem 19. Jahrhundert

Ab 1826 nämlich säumten die ersten Gaslaternen Berlins Prachtstraße Unter den Linden, erzählt Bertold Kujath von „Gaslicht-Kultur“. Sie wurden zu einem weltweiten Exportschlager der Stadt, deren Geschäfte bis nach Buenos Aires führten. „Gasbeleuchtung ist in der Industriegeschichte Berlins ein herausragendes Element“, bekräftigt Bertold Kujath. Mit 43.500 Gaslaternen hat Berlin heute noch immer den größten Bestand weltweit.

Von Juni an sollen 8.000 besonders ineffiziente Gasreihenleuchten aus der Nachkriegszeit verschrottet und ersetzt werden, nur maximal 5 Prozent werden bleiben. Kostenpunkt des Austauschs: fast 30 Millionen Euro bis 2016. Bertold Kujath hält das für zu niedrig: „Andere Städte rechnen da mit ganz anderen Zahlen.“ Auch die Minderung des CO2-Ausstoßes sei insgesamt verschwindend gering. Eine Onlinepetition des Vereins soll das Projekt noch stoppen.

Die größte Veränderung für die Anwohner wird aber das Licht an sich sein: Statt des warmen, gelben Farbtons der Gaslaterne leuchtet an vielen Berliner Straßen bald das neutrale Weiß des Kompaktleuchtstoffs Marke „Jessica“. (dpa)