… DAS BERGHAIN?
: Endlich wieder mal in der Presse landen

Ein furchteinflößendes Gespenst geht um im Berliner Blätterwald: Der Berghain muss schließen, behauptete am Dienstag beispielsweise der Tagesspiegel. Grund für die Aufregung: Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) will den Tarif für Clubs vereinfachen. In Zeiten des schrumpfenden Tonträgermarktes will sie sich nach neuen Einnahmequellen umsehen, um weiterhin Geld an ihre Künstler ausschütten zu können. Statt wie bislang jährliche Pauschalen zu entrichten, sollen sie jetzt für jede einzelne Veranstaltung zahlen. Die Berliner Clubszene ist entsetzt und rief Ende Juni zur Demo auf (siehe taz vom 25. 6.).

Olaf Möller, Vorsitzender der Berliner Clubcommission, schätzt, dass etwa die Hälfte der 200 Berliner Clubs in ihrer Existenz bedroht sind. Er sagt auch, dass das Berghain statt der bisherigen 30.000 Euro ab dem nächsten Jahr 300.000 Euro wird entrichten müssen.

Was auf den ersten Blick bedrohlich klingt, ist aber auch ein geschickter Schachzug. Das Berghain ist einer der bekanntesten Clubs der Welt. Spätestens seit die Südddeutsche Zeitung 2009 einen Grundriss des Tanztempels abdruckte, gilt der geheimnisvolle Laden, in dem nicht fotografiert oder gefilmt werden durfte, als entzaubert und Mainstream. Coole Clubgänger wie die Praktikanten der taz berichten, man könne heute nicht mehr ins Berghain gehen, auf diesen „Abenteuerspielplatz für Touristen“.

Doch ist es gerade das Argument mit den Touristen, das die Berliner Politik wird aufhorchen lassen – gilt doch der Tourismus inzwischen als zweitwichtigster Wirtschaftszweig der Stadt. Und je schrecklicher das Szenario verkauft wird, desto eher wird sich die Politik mit der Gema und den Clubs an den Tisch setzen.

Hinzu kommt noch etwas: Das Berghain läuft sehr gut. Es darf bezweifelt werden, dass 300.000 Euro sein schnelles Ende bedeuten würden. Und: Es wird noch etwas dauern, bis die neuen Tarifregelungen greifen. Die Gema denkt derzeit sogar über eine Staffelung über mehrere Jahre nach. SM Foto: Archiv