SPORTPLATZ
: Mini-Olympiade auf dem Pariser Platz

BERLIN FLIEGT Leichtathleten begeistern Zuschauer am Brandenburger Tor

Es ist ungewöhnliches Terrain für die Athleten: Eine Weitsprunggrube und eine Hochsprunganlage direkt am Brandenburger Tor, vor jubelndem Publikum. Kurz nach Olympia dürfen die Weit- und Stabhochspringer noch einmal vor großer Kulisse springen, bei fast olympischer Atmosphäre. Es sind 3.000 Zuschauer gekommen, die trotz 32 Grad warmer Luft feiern und anfeuern: „That’s the way I like it“, singen sie im Kanon – die zwölf AthletInnen aus Deutschland, Russland, Frankreich und den USA freut’s.

Zum zweiten Mal fand am Sonntag der „Berlin fliegt“-Länderkampf auf dem Pariser Platz statt. Im Weitsprung der Männer und Frauen sowie im Stabhochsprung der Männer gab es einen Vier-Nationen-Wettkampf, bei dem elf Olympiateilnehmer antraten. Und sogar eine Olympiasiegerin war gekommen: Die US-Amerikanerin Brittney Reese hatte in London Gold im Weitsprung gewonnen. Trotz Topstarterin konnten die US-Amerikaner aber nicht gewinnen: Am Ende lagen sie mit 29,5 Punkten auf dem zweiten Platz. Vorne lag das deutsche Team mit 35 Punkten.

In vier Runden wurde um Punkte gekämpft, in jedem Durchgang waren es Länderpunkte zu vergeben. Alle Disziplinen gingen in die Gesamtwertung ein. Am Ende konnte die deutsche Mannschaft mit Weitspringer Sebastian Bayer, Weitspringerin Sosthene Taroum Moguenara und Stabhochspringer Björn Otto ihren Titel vom letzten Jahr verteidigen. „Es ist traumhaft, hier noch mal zu gewinnen“, sagte Bayer. Am Ende konnte Otto mit einem Sprung über 5,70 Meter den ersten Platz sichern. Damit gewann das Team die Siegprämie von 24.000 Euro.

Raunen durchs Publikum

Die Athleten genossen den Sprung vor den Massen. „Ich hatte hier großen Spaß“, sagte der Silber- und Bronzemedaillengewinner von London, Will Claye (USA). Olympiasiegerin Reese war nicht ganz glücklich – sie sprang lediglich im ersten Versuch 6,57 Meter, konnte das Niveau den Wettkampf hindurch nicht halten. Ein Raunen ging dennoch durch’s Publikum, wenn Reese sprang. „Es hat Superspaß gemacht, denen hier zuzusehen“, sagte eine Besucherin.

Besonders gefeiert wurde vor dem Brandenburger Tor auch Björn Otto. Der Stabhochspringer sprang zu Beginn locker 5,57 Meter – dann steigerte er sich gar auf 5,69 Meter und zweimal auf 5,70 Meter. Immer wenn er zum Sprung ansetzte, wurde es laut. Aber auch der letzte Versuch des Weitspringers Sebastian Bayer wurde von Jubel begleitet: Mit 7,76 Meter gab er Otto die wichtige Vorlage. Die Hitze machte dem 34-jährigen Otto dabei nicht zu schaffen: „Man kann sich ja zwischendurch ausruhen.“

Zwei Tribünen mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 1.500 Zuschauern waren zu Füßen des Brandenburger Tors aufgebaut, zudem blieben viele Berlinbesucher an den Freiflächen stehen und sahen sich das Spektakel an. „Wie hoch das ist“, hörte man die Leute im Publikum einige Male vor der Stabhochsprunganlage kommentieren. In der Tat: Die Höhe, die die Stabhochspringer erreichten, wurde hier besonders greifbar. Die Anlaufstrecken auf dem Pariser Platz waren dabei leicht erhöht aufgebaut, für die Springer ebenso ungewohnt wie der Modus. Länderwettkämpfe sind bei Leichtathleten eher die Ausnahme.

Auffällig am Modus war, dass bei den Stabhochspringern die Frauen fehlten. „Wir wollen halt einen möglichst kompakten Wettkampf anbieten“, sagte Sprecher Kai Meesters. „Deshalb wollten wir bei drei Disziplinen bleiben. Es kann durchaus sein, dass wir bei den Stabhochspringern auch mal die Frauen statt der Männern ins Programm nehmen.“ Für die TeilnehmerInnen ist „Berlin fliegt“ ein großartiger Wettbewerb: Vor so viel Publikum können die Athleten nur in den seltensten Fällen fliegen. Wenigstens den menschlichen Flugkörpern kann man in dieser Stadt ein adäquates Flugfeld bieten. JENS UTHOFF