OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Ihre ganz große Zeit hatten die Marx Brothers zu Beginn der 30er-Jahre erlebt, als sie ihre aus einer Mischung von Wortspielen, Frechheiten und Slapstick bestehende Komik völlig unverwässert entfalten konnten. „A Night in Casablanca“ (Regie: Archie Mayo) entstand hingegen erst 1946, als sich die Komiker eigentlich bereits von den gemeinsamen Auftritten verabschiedet hatten. Doch dann benötigte Chico angeblich dringend Geld, und seine Brüder halfen erneut aus – in einer durchaus Marx-typischen Komödie, die zwar in Nordafrika spielt, aber mit dem Kassenschlager von Bogart und Bergman nur sehr entfernt zu tun hat. Als Leiter eines Hotels plant Groucho die Effizienz des Services zu verbessern (weshalb Zweiminuteneier künftig nur noch eine Minute kochen dürfen), und der ebenfalls mit reichlich komischem Talent gesegnete Sig Ruman tritt als Nazi in Erscheinung, der einen Schatz im Fahrstuhlschacht sucht. Ansonsten ist so viel Chaos wie immer, der trockene Champagner besteht nur aus Korken, und Groucho becirct die Frauen wie eh und je (auch wenn die brillante Margaret Dumont als Opfer seiner Frechheiten leider nicht mehr dabei ist): „Ich glaube, Sie sind die wunderschönste Frau der Welt.“ „Ist das wirklich Ihr Ernst?“ „Nein, aber ich lüge öfter, wenn es mich weiterbringt.“

Im direkten Vergleich mit den Geniestreichen des Pixar-Studios gingen die Animationsfilme von DreamWorks in der Regel als zweiter Sieger vom Platz: Stets waren sie die entscheidende Spur konventioneller und vor allem immer zu sehr darum bemüht, möglichst hip zu wirken. Die aktuelle DreamWork-Produktion „Kung Fu Panda“ gehört jedoch zweifellos zu den Computeranimationsfilmen des oberen Qualitätsbereichs und wirkt auf angenehme Weise disneyesk: Neben der Geschichte vom kleinen Underdog, der am Ende zu großer Form aufläuft, sind es vor allem die Zeichnungen und Farben, die geradezu klassisch daherkommen. Zudem gibt es in dem Werk der Regisseure Mark Osborne und John Stevenson deutlich weniger Anspielungen auf moderne Popkultur und auch nur wenige Versuche, besonders cool daherzuschwatzen. Die geradlinige Kung-Fu-Story um den unsportlichen Pandabären Po, der zum großen Drachenkrieger ausgebildet werden muss, um die Angriffe eines fiesen Schneeleoparden auf sein Tal abwehren zu können, strotzt dafür vor umwerfendem Witz: Nachdem Kung-Fu-Meister Shifu nämlich erst einmal erkannt hat, das Pos einzige Motivation das Essen ist, stellt er das Training entsprechend um – was unter anderem zu einem irren und unglaublich komischen Essstäbchenduell der beiden um die letzte Teigtasche führt.

Endzeitstimmung à la Polanski: In „Die neun Pforten“ (beim Polanski-Komplex im Babylon) macht sich Johnny Depp als Buchhändler auf die Suche nach einem satanistischen Literaturklassiker und wird vom Teufel in Gestalt von Emmanuelle Seigner geholt. Wer das ernst nimmt, mag sich über den teuflischen Unsinn ärgern – mit dem richtigen Sinn für Humor ist hingegen amüsante Unterhaltung garantiert. LARS PENNING

„A Night in Casablanca“ (OF) 2. 9. im Arsenal 2

Kung Fu Panda“ im Alhambra, Broadway, Casablanca, Cineplex Spandau + Titania, FT Friedrichshain, Kulturbrauerei, Kurbel, Passage, Thalia

„Die neun Pforten“ 2. 9. im Babylon Mitte